XVIII.

Portmonee verloren. Personalausweis, Führerschein, Krankenkassenkarte, alles weg. Mechanisch beantragte ich einen Ersatz. Allein der Führerschein erwies sich als Problem. Vor Ort beim Straßenverkehrsamt beschlich mich ein ungutes Gefühl. Ich füllte den Zettel aus: Waren Sie schon einmal zur Behandlung in einer psychiatrischen Klinik, Ja/Nein? Kreuzchen gemacht und: schon war er nicht mehr da, der Führerschein.

 

<< Aber das ist doch nun schon Monate her? >>

<< Trotzdem. Sie könnten ja Medikamente nehmen. Das ist gefährlich. >>

<< Da kann ich sie beruhigen: ich nehme keine Medikamente >> erwiederte ich lächelnd.

<< Das behaupten Sie. >>

<< Das behaupte ich nicht nur, das ist so. >>

<< Wo sind Sie jetzt in Behandlung? >>

Bor, war die blöd? Ich hatte doch gesagt, dass ich nicht mehr in psychiatrischer Behandlung war!

<< Nirgends? >>

<< Wir brauchen aber ein Attest. >>

<< Aber..., von welchem Arzt denn? >>

<< Das ist egal. >>

Seufz.

<< Sie habe mich eben glaube ich nicht richtig verstanden. Ich erkläre es Ihnen noch einmal: Ich habe auf dem Frageboden das Kreuzchen mit Ja besetzt, weil ich tatsächlich im letzten Jahr kurzzeitig in einer Psychiatrie gewesen bin. Aber das ist vorbei, Vergangenheit, verstehen Sie? Ich bin gesund! Das heißt - auch nirgendwo in Behandlung. Und: bei keinem Arzt. Wer soll mir denn bitte ein Attest ausstellen? Und wozu? >>

<< Tja, ohne gehts nicht. >>

Ich senkte die Stimme:

<< Hören Sie. Die Behandlung, der man mich dort unterzogen hat, fußte auf einem Missverständnis. Nur ... dass Ärzte, einmal einen Pfusch begangen, dies wahrscheinlich nicht ohne weiteres zugeben. Daher weiß ich gar nicht, ob man mir eine solche Art Bescheinigung überhaupt aushändigen wird. >>

Ich atmete tief durch.

<< Gibt es denn keinen anderen Weg? >>

<< Nein. >>

Ich fluchte. Sollte ich tatsächlich noch einmal mit diesen Deppen vom Dienst Kontakt aufnehmen müssen? Aufgrund dieser Lappalie? Augenscheinlich kam ich nicht darum herum. Was für eine Scheiße! Genervt verließ ich den Ort des Geschehens. Jetzt bloß noch gesetzlich versichert, war Dr Zweig für mich aus dem Spiel. Er nahm schließlich nur Privatpatienten. Wie schade! Sein wildgewordener Kollege Dr. Kitzler, komplett wahnsinnig, hingegen würde glatt auf die Idee kommen, mich1, um mich bis Oberkante Unterlippe mit Psychopharmaka vollzupumpen, bei sich einzusperren. DANN würde ich tatsächlich alles andere als fahrtüchtig sein.

 

Einen egomanischen Psychiatrie-Arzt an den Hacken zu haben - was für ein Handicap. Vor allem dann, wenn man direkt in seinem königlichen Refugium mit ihm zu tun bekommt. In so einem Moment spielt nur noch eines eine Rolle: ob man begreift, dass man sich gefügig zu zeigen hat. Ansonsten wird diese Art Gefängnis zu einer Strafanstalt ohne Aussicht auf Besserung oder Entlassung, in welchem Folter so lange gesetzlich erlaubt, wie man man noch einen Funken eigenen Lebenswillen in sich trägt. Das konnte ich gerade gar nicht gebrauchen. Ich war schwanger.

 

Blieb eigentlich nur noch Freund Glitzer übrig, fluchte ich in mich hinein. Hätte ich mal gelogen! Immernoch ging ich davon aus, Regeln seien da, um von ihnen Gebrauch zu machen. Lügen, betrügen, schummeln - es nicht zu tun ist, was tatsächlich Schwierigkeiten macht. Von wegen, immer die Wahrheit zu sagen, nicht zu begehren des nächsten Zeug und so weiter. In Wirklichkeit sieht die Welt aber ganz anders aus! Tugendhaftigkeit stellt allerhöchstens eine fixe Idee dar, die vieler Leut Fassade schmückt. Der Witz an der Sache: Entsprechen jemandes Gefühle, innere Wertsysteme und Handlungen diesem unerreichbar fernen Ideal, von dem uns immer wieder selig entrückt vorgeschwärmt, wird man dafür von allen anderen schief angesehen2 ... Wasn DAS für einer. So jemand wird nicht nur für ziemlich beschränkt, sondern auch für verrückt gehalten werden. Warum? Weil ein solcher Mensch sich nicht an der Realität orientiert. Und die - sieht eben anders aus.Gesellschaftliche Regeln3: das hölzerne Floß, auf welchem sich Trittbrettfahrer trockenen Fußes auf Kosten anderer bereichern können. Titel sind Tickets. Um uns mit diesem Irrsinn nicht weiter auseinanderzusetzen, wurde diese Vorgehensweise direkt in "Vernunft" umbenannt: Der ganz normale Weil es immer so war - Muss ja - Weil die Dinge eben so sind - Wahnsinn. Alle wissen Bescheid: Gedichte werden verfasst, Bücher geschrieben, Lieder komponiert - seit Jahrtausenden sterben Freiheitskämpfer ehrenvoll Märtyrertode, man feiert Revolutionen. All die vergossenen Tränen - Augenwischerei. Das Mittelalter? Die Moderne! Wir exerzieren: Man folge dem Arsch des Vordermanns.

 

Trotzdem scheinen die Menschen hier tatsächlich fest daran zu glauben, dass ein Strafsystem uns vor der Schreckensvorstellung des "Chaos" schützte...! Es existiert ein unumstößliches Vertrauen in die Schwarzweiß-Welt des unvermeidlichen "Gut und Böse". Der Glaube an die "Gerechtigkeit", den Arm des Gesetzes.4 Eine Gesellschaft von Kriminellen, in der es die Rechtschaffenen sind, welche auffallen. Wer nicht mitmacht, macht sich verdächtig. Ein Zombie, der einfach nur mitläuft und nichts in Frage stellt, gilt als "gesund", ein wacher und kritischer Geist aber als "krank". Mit dem Strom zu schwimmen hatte ich nicht gelernt. Die Einsicht, eine Anpassung an eine von Grund auf kranke Gesellschaft als meine heilige Pflicht anzusehen,5 stellte sich Zeit meines Lebens bei mir nicht ein.

 

Allerdings weiß ich heute: Diejenigen, die an die Macht und die Vollkommenheit des Wirkens im Verborgenen glauben, verhalten sich vor allem deshalb System-bewahrend, weil sie Angst haben.

Angst - Das Privileg, das hölzerne Floß wie gewohnt zu nutzen, könnte abhanden kommen. Was dann?

Angst. Wären Hinterfragen, Mitdenken usw. zugelassen, trüge manch einer plötzlich für das eigene Denken und Handeln Verantwortung. In diesem Fall besonders verstrackt: Es ist ein verbrecherisches System, in dem nur derjenige sich als Gewinner betrachten darf, welcher zum Täter wird.6

Angst! Für den Schaden, den Haltung anrichtet, zur Rechenschaft gezogen werden zu können.

 

Dem System-Nutznießer geht es ums nackte Überleben. Um Stillschweigen zu garantieren, ist ein jedes Mittel recht. Weshalb jeder weiß, worüber keiner zu sprechen wagt. Solange team-bewusst kollektiv weggeguckt wird und alles nur im Verborgenen verübt, funktioniert dieses System. Von Trittbrettfahrern für Trittbrettfahrer konzipiert. Menschen, welche es wagen, sich tatsächlich Gedanken um das Wohl und Wehe in dieser Welt machen, erklären sich dadurch bereits zu Staatsfeinden. Wer wachen Auges und Verstandes erkennt und zur Sprache fähig, ist nach diesem ungeschriebenen Gesetz ein Störenfried und wird bestraft. Angeklagt wird hier jedoch nicht, wer ein Verbrechen begeht, sondern nur derjenige, der es benennt. Vitamin Wegschauen + den Mund halten widerstrebt mir derart, dass ich zugeben muss: Ich bin immer noch krank. Ich muss sogar sehr, sehr krank sein. Allgemeinplätze zu akzeptieren ohne sie kritisch zu hinterfragen fühlt sich an wie lügen. Das kann ich nicht.

 

Ich orientiere mich nicht an von außen aufoktroyierten Weisheiten, sondern an meiner naturgegebenen Einsichtsfähigkeit, die sich in ihrer Eigenwilligkeit vom Mainstream Charakter oft grundlegend unterscheidet. Gäbe es neben den vielen Schafen, die dem Arsch des Vordermanns folgen, nicht auch solche, die für sich selbst denken und entscheiden - was passiert, wenn die Herde aufgescheucht7 als Lemmingverschnitt einem Abgrund entgegen hüpft? In diesem Moment sollte es gerade solche, die störrisch stehen bleiben8 besonders zu schätzen wissen! "Störenfried" oder "Querkopf" heißt es, wenn man nicht blökt oder sich mit Gras voll stopft, als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Geradeaus-Denker werden direkt zur Gattung großer böser Wolf gezählt. Sich einen Schafspelz zu Tarnung überzuwerfen, musste ich noch lernen.9

 

Einfach nur pfuschen!, und alles wäre ganz anders verlaufen. Da war es wieder. Das Problem, ein vertrauensvoll mit der Welt umgehender, offenherziger und grundehrlicher Mensch zu sein. Also fluchs einen Termin mit unserem heiß geliebten Titelsammler Professor Dr. Glitzer ausgemacht. Worüber ich keine Nachricht erhalten/ keine weiteren Informationen zur Verfügung standen: Kollege Kitzler war inzwischen dazu übergegangen, staatliche Behörden in sein Spiel mit einzubeziehen. Dass ich, statt mich nach seinen Befehlen zu richten, lieber selbst Entscheidungen traf, fand er nicht okay. Eine Beschwerde wurde eingereicht, altbekannte Eigengefährdung unterstellt. Alles befand sich in höchster Alarmbereitschaft. Entweder - ich begäbe mich zu sofort stationär, so hatte Dr. Kitzler durchs Telefon gebrüllt, oder er würde "zu anderen Maßnahmen" greifen. Diese Drohung gab Anlass, den Kontakt zu dieser Witzfigur endgültig einzustellen. Was ich nicht wusste => Dr Kitzler und Dr. Glitzer waren sich bereits einig: eine gesetzliche Betreuung musste her. Diese würde mir schon Mores lehren. Nichtsahnend tappte ich in eine Falle: Ich brauchte zwar nur dieses ärztliche Attest, dass ich mich zum gegebenen Zeitpunkt nicht mehr in psychiatrischer Behandlung befand, mein Besuch bei Dr. Glitzer aber wurde ohne mein Mitwissen posthum als "gutachterliche Untersuchung" gewertet.

 

Wie ich mittlerweile nur zu genau wusste, wäre ich, falls ich tatsächliche Hilfe brauchte, bei Dr. Glitzer an der komplett falschen Adresse. Über die täglichen Misshandlungen, die ich bis vor kurzem noch zu erdulden gehabt hatte, brauchte ich ihm keinen Bericht mehr zu erstatten. Das interessierte ihn nicht die Bohne/ war in seiner Welt in Ordnung. An diesem Tag bezweckt ich mit meinem Besuch bei ihm nur eines: ich wollte meinen Führerschein zurück.

 

<< Hallo! Sie haben wir ja lange nicht mehr gesehen. >>

Das königliche Wir an vorderster Front. Jaja, und doch gleich wiedererkannt. Lass stecken, Alter.

<< Ja. >>

<< Naa, was treibt Sie denn hierher. Von den Kollegen in Osnabrück hört man allerhand abenteuerliches. Da stehen einem ja die Haare zu Berge!! Gut, dass Sie sich dazu entschlossen haben, nun doch noch unsere Hilfe zu suchen. Das wurde aber auch wirklich Zeit. >>

Was??

Abwehrend ließ ich ein:

<< Nein, da verstehen Sie etwas falsch. Ich bin nur hier, da ich ein ärztliches Attest benötige. Also, fürs Straßenverkehrsamt. >> - mit dem Zeigefinger auf den Schreibtisch tippend - verlauten.

 

Er hört mir gar nicht zu. Redete irgendeinen Mist von einer stationären Aufnahme, davon mir "helfen" zu wollen, davon, was ihm sein größenwahnsinniger Kollege angeblich alles über mich berichtet hatte. Das Gespräch verlief so gar nicht nach Plan.

 

<< Stop! Hören Sie, ich habe nicht vor, mich bei ihnen oder, oder, Scheiss-egal-wem in irgendeiner psychiatrischen Klinik in Behandlung zu begeben! Dass das klar ist. >>

<< Ach kommen Sie schon. Lassen Sie sich helfen. >>

<< Nein! >>

Auf diese Art Hilfe konnte ich wirklich dankend verzichten.

<< Seien Sie doch nicht so stur. Wir wollen Ihnen gar nichts Böses. >>

Wie beruhigend. Wenigstens etwas.

<< Das unterstelle ich ihnen ja auch nicht. >>

Deshalb hatte ich ja, in weiser Voraussicht, auch bei ihm einen Termin gemacht und nicht bei seinem geisteskranken Kollegen in Osnabrück.

<< Na bitte. Geben Sie sich einen Ruck. >>

Einen Ruck? Wozu?

<< Wozu soll ich in eine Klinik? Um tagtäglich stundenlang von dem Fernseher zu sitzen und stangenweise Zigaretten wegzuquarzen, als gäbe es nichts anderes auf der Welt? Mich einmal die Woche im Rudel kollektiv selbst zu bemitleiden? Vergessen Sie´s. >>

Auf einmal wurde er ernst:

<< Hören Sie, das geht so nicht. >>

Was laberte der? Klar ging das so!

<< Sie können nicht einfach in der Weltgeschichte herumrennen ohne darüber nachzudenken, was sie anrichten. >>

Häh? Was? Hatte ich etwa jemandem geschadet? Ihm vielleicht,10 als ich nicht wie befohlen, hübsch mit meiner privaten Krankenversicherung in sein Refugium zurückgekehrt war, um ihm seine Nasespitze zu vergolden. Na und? Das würde er ohne weiteres verkraften.

<< Wenn Sie sich weiterhin weigern, Hilfe anzunehmen, müssen Sie damit rechnen, dass wir zu anderen Mitteln greifen. Es gibt eine Möglichkeit, Sie auch gegen ihren Willen dazu zu bringen, sich von uns behandeln zu lassen. >>

Jetzt gings aber los. Der hob ja total ab! Das Attest für den Führerschein konnte ich vergessen.

<< Wenn ich das Recht verstehe, wollen Sie mich also nicht unterstützen. Dann habe ich ihnen auch nichts weiter mitzuteilen. >>

Ich stand auf, nahm meine Jacke und ging. So ein Arschloch!

Er rief mir hinterher:

<< Tun Sie nichts, was Sie nicht vielleicht bereuen würden! >>

Was für ein Irrsinn! Die waren doch alle völlig meschugge. Um mir drohen zu lassen, war ich nicht hierher gekommen.

 

Da war sie wieder, unsere Weggucker- Gesellschaft. Wie befremdlich, bei der Betrachtung eines Patienten den Lebensumständen der Menschen so rein gar keine Beachtung zu schenken. Jeder Arzt, den man mit einem gebrochenen Knochen oder einer Lebensmittelvergiftung aufsucht, fragt an allererster Stelle danach, wie es dazu gekommen ist. Ein Psychiater ging anders vor: Hier wird der von einem Hammer getroffene Daumen unabhängig von seiner vorherigen Kollision bewertet.11 Ließe man nun einfach einmal die Vorstellung zu, dass es auf der Welt nicht nur pathologisch blaue Daumen, sondern auch aus der Kontrolle geratene und mit ihnen kollidierende Hämmer gäbe, wäre man vielleicht auch schon einen Schritt weiter. Klar kann man12 zu dem glorreichen Schluss kommen, dass dieser Daumen gerade nicht besonders gut aussieht. Ich zum Beispiel hatte eine ganze Menge Scheiße erlebt, bei welcher ich auf die Idee gekommen war, sowohl ihn als auch seine Kollegen um Hilfe zu bitten. Genau das aber konnten sie nicht: helfen.13 Daher hatte ich mich zu dem Einzigen noch logischen Schritt durch gerungen: mein Glück in die eigene Hand zu nehmen.

 

Menschen völlig losgelöst von einem situativen Kontext zu betrachten, stellt bereits eine Steigerung der unterlassenen Hilfeleistung dar. Als Dr. Glitzer mich für unzurechnungsfähig erklären ließ, wurde auch er damit zum Täter. Diese Vorgehensweise stellt eine ganz gezielte Form der Erniedrigung dar. Hier geht es um die reine zur Schau Stellung von Macht auf Kosten der Patienten. Das hatte ich erkannt. Bloß meine Fähigkeit zum blinden14 Gehorsam unter Beweis zu stellen15 erschien mir falsch. Tatsächlich verhielt ich mich sehr uneinsichtig, wehrte mich. Unser Gesundheitssystem: Ein System, in dem nur der kranke Patient Geld einbringt. Eins ist sicher: es geht nicht um Heilung. Denn Heilung setzt bei der Ursache von Erkrankungen an - anstatt welche zu erfinden, um einen Absatzmarkt für die Pharmaindustrie zu erschaffen. Dieses auf dem Rücken von tatsächlich Hilfebedürftigen oder Unschuldigen, die das Pech haben, in diese Knochen-Mühlen hinein zu geraten.

 

Während ich den Raum verließ, wurde mir bewusst, wie eindrucksvoll Titel Menschlichkeit amputierten. Wozu ins Krankenhaus? Pillen fressen und mit anderen Zombies vor der Glotze um die Wette sitzen? Das konnte er mal schön selber machen, wenn er es so toll fand. Zur Abwechselung könnte er sich selbst auch einmal so sehr mit so hochdosierten Cocktails von Psychopharmaka vollpumpen, dass er weder mehr zu sprechen, noch auf Klo zu gehen in der Lage wäre - nicht mehr einschätzen konnte, ob er abnippelte oder weiter atmete – sich mehrere Tage am Bett fixieren und in seinem Elend von genau jenen auslachen zu lassen, denen er auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Und: Solange er sich noch beschwerte, anstatt "Mehr, mehr" zu rufen, sei lediglich immer weiter die Dosis zu erhöhen.16

 

So leicht es gewesen war, sich die Welt zurecht zu biegen, um mich in seiner Anstalt festzuhalten, so weit entfernt schien die Anwendung genau jenes Gesetzes zu sein, wenn ein tatsächlich Eigen und Fremd gefährdendes Verhalten vorlag. Unter anderem mochte das daran gelegen haben, dass sich Jack als nicht ganz so lukrativ versichert erwies wie ich. Wie oft hatte ich seinetwegen jede nur erdenkliche Adresse um Unterstützung gebeten! Von Dr. Glitzer war keine weitere Hilfe zu erwarten.

 

Ein paar Wochen später konnte sich beim Straßenverkehrsamt an den Vorgang bereits keiner mehr erinnern. Als ich den obligatorischen Fragebogen wieder abgab, war ich nie Patientin in einer Psychiatrie gewesen. So einfach war das.

 

Bislang hatte ich nie ein Problem damit gehabt, mich ohne Geld durchzuschlagen. Nun aber konnte ich aber nicht mehr länger einfach so draußen im Freien übernachten, Essen aus Mülleimern klauben und von der Hand in den Mund leben. Ein Leben auf Kosten des Staats? Das fühlte sich sehr komisch an. Aber ein Kind brauchte ein zu Hause, das obligatorische Dach über dem Kopf - Wärme, Nahrung, Kleidung uvm. Wie hätte ich mir das alles leisten können? Also handelte es sich bei dem Gang zum örtlichen Sozialamt nicht um eine Entscheidung, sondern um eine Verpflichtung. Ich suchte mir eine Zwei Zimmer Wohnung am anderen Ende des Dorfs. Wir befanden uns im 7. Monat. Bislang hatte mein Vater mich als externe Schreibkraft in seiner Firma untergebracht, aber die entsprechende Arbeitsleistung, zu der ich dadurch verpflichtet gewesen sein sollte, hatte ich nie erbracht. Meiner Ansicht nach konnte das in der Form nicht fortgesetzt werden. Ausnahmsweise waren wir uns darin sogar einmal einig.

 

Jack, der mich nun regelmäßig wieder besuchen kam, spielte mit meinem Leben, als sei es ihm völlig gleichgültig. Er ging mit mir um, wie ein verwöhntes Kind mit einem Spielzeug.17 Mehrmals hatte er mich beinahe umgebracht. Lange schon glaubte ich nicht mehr an eine Zukunft in Zweisamkeit. Die Illusion, mit ihm jemals auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, war schnell zerplatzt. Andere Menschen konnten so etwas: Beziehungen, Liebe, ein geregeltes Familienleben,... aber ich? Für mich ging das irgendwie nicht. Wie gewöhnlich gab ich mir immer noch ganz traditionell für alles selbst die Schuld. Das war wieder der Beweis: Was für ein Versager ich doch war! Und? Wollte ich das nun endlich eingestehen? Sollte es wie auch sonst immer alles nur an mir liegen? Hatte ich wirklich nichts unversucht gelassen? Durfte ich das mich-um-alles-Bemühen jetzt endlich unterlassen oder käme das einem Bekenntnis nah? Gab ich jetzt auf, hätten alle Recht damit, mich zu behandeln wie eine Missgeburt?

 

Ob ich seine Frau werden wollte, hatte er mich gefragt. Aber am Heiraten selbst schien er gar kein Interesse gehabt zu haben. Es war alles nur schönes Gerede. Auch sein Suchtverhalten hatte er eher intensiviert als aufgegeben. Trotzdem war ich, wie versprochen, brav, treudoof und geduldig an seiner Seite geblieben. Aber wofür? Es hatte sich nicht gelohnt, alles nichts genutzt. Wie gewohnt übertrug er für alles, was nicht optimal verlief, mir die Verantwortung. Selbst damit, diese zu übernehmen, hatte ich ihm nicht helfen können. Weiterhin hatte er Drogen genommen, meinen Körper misshandelt, unser Leben ruiniert. Das musste ein Ende haben und zwar möglichst bald.

 

Es gab etwas, was ich noch lernen musste: In der Gleichung, welche die Beziehung zwischen zwei Menschen ausmacht, existiert ein kleiner, nicht ganz unbedeutenden Faktor: Es sollte in irgendeiner Form zusammengearbeitet werden. Auch natürliche Symbiosen funktionieren nur, wenn eine Kraft der anderen zuspielt. Das stellt den Kern einer jeden dauerhaft funktionierenden Beziehung dar. Jack aber hatte genau das nahezu vollständig versäumt. Sollte ich nun deswegen ein schlechtes Gewissen haben, mir den Schuh der Schuld wie gewohnt anziehen? Mich selbst für mein Scheitern verurteilen? Genau das tat ich. Auch die darauf folgenden Jahre bin ich nie darüber hinweg gekommen, auf ganzer Linie versagt zu haben.18 Mein Scheitern in der partnerschaftlichen Beziehung stellte für mich das Scheitern am Leben selbst dar: eine Guillotinenschneide, die auf mich fiele, wäre ich die Situation nicht adäquat zu meistern in der Lage.

 

Was ich mich nicht fragte:

Ist es ein Fehler, eine Situation, die keinen realen Lösungsweg aufweist, als unlösbar zu betrachten? Ratlosigkeit und Zweifel zuzulassen, sollte nicht als Zeichen mangelnder Mitwirkbereitschaft gewertet werden. War die Gesundheit der Beziehung in diesem Fall wirklich allein meine Angelegenheit? Und ein Scheitern ihrer mein persönliches Scheitern am Leben selbst? War dies tatsächlich ein weiterer Beweis für meine naturgegebene Unfähigkeit? Genau.

Leider betrachtete ich es so: Mich konnte man in dieser Welt weder gebrauchen, noch wertschätzen.19 Jack, meine große Liebe. Er kam, sah und scheiterte. Weil ich es war, dem er Gefühle entgegen gebracht hatte. Der einzig wirkliche Fehler, den ich beging, war, mir diesen Schuh anzuziehen. Ihn zu therapieren war nicht meine Aufgabe! Das Anerkennen meiner Hilf,- und Machtlosigkeit stellte kein Scheitern dar, sondern war das einzig Vernünftige, was ich in der Situation tun konnte! Mich von ihm zu trennen, hätte als Erfolg gewertet werden müssen, was mir jedoch mangels eines Verständnisses für die Situation nicht gelang. Bereits in der Kindheit hatte jeder Wert darauf gelegt, mir beizubringen, was für ein minderwertig-entartet schlechter Mensch ich war. Einer, der nichts anderes als Züchtigung und Strafe verdiente. Jeder, mit dem ich gesellschaftlich zu tun hatte, kam auf die Idee, mir aus meinem Dasein einen Vorwurf zu basteln. Ich war Problem, Bürde, aber sicher kein Gewinn.

 

Zu der Entscheidung zu stehen, zu etwas trotz enormer körperlicher und geistiger Anstrengungen nicht in der Lage zu sein - war dies wirklich eine Schwäche, die ich mir nicht erlauben durfte? Musste ich wirklich Alles können, alles ertragen, alles aushalten, um damit zu beweisen, ein wirklicher Mensch zu sein? Wie machten andere das? Waren die wirklich besser als ich? Wie ertrugen, wie hielten sie das ihnen vorgeschriebene Leben aus? Was, wenn ich dafür zu schwach war? Resignation und eine gewisse Ablehnung - diese beiden Empfindungen waren von all meinen Gefühlen für Jack noch übrig geblieben. Den Rest hatte ich sorgsam amputiert. Diese Entscheidung in irgendeiner Form rückgängig zu machen, kam mir nicht in den Sinn. So ging es einfach nicht mehr weiter. Scheinbar musste ich es ihm auch noch einmal ganz deutlich sagen, wie es sich aus meiner speziellen, persönlichen Sicht hiermit verhielt:

<< Hör mal. Das läuft nicht mehr. Kannst du vergessen. >>

<< Wie... was - läuft nicht? >>

<< Na das mit uns. Es ist aus,... und das auch schon lange, wenn Du mich fragst. Du brauchst auch nicht mehr herzukommen und so zu tun, als sei alles gut. >>

<< Das verstehe ich nicht. >>

<< Da gibt es auch nicht viel zu verstehen. Die Sache ist ganz einfach: Du kommst nicht mehr her, bleibst bei deiner Elfe, wo20 auch immer, mir egal. Hauptsache, du lässt mich in Ruhe. >>

<< Aber wieso bist du denn dann da?? >>

Er begriff überhaupt nichts. Anstatt weiter mit ihm zu diskutieren, schob ich ihn in Richtung Tür.

<< Tschüss. Bleib weg. Und... Du? >>

<< Ja? >>

<< Komm auch bitte nicht mehr wieder. >>

<< Ja, aber warum denn nicht??? >>

Kopfschüttelnd schloss ich die Tür. Dass ich ich nichts mehr von ihm wissen wollte, passte nicht ins Konzept. Ich war Spielzeug. Dass ein solches einen eigenen Willen haben könnte, war neu, verwirrte. Was war los? War es kaputt? An das Kind, welches seit geraumer Zeit in mir heranwuchs, dachte er nicht im Geringsten. Der Gedanke, dass ich bloß deshalb in der Nähe geblieben war, damit die beiden zukünftig zu einer familiären Bindung finden könnten, hatte in seiner Vorstellung keinen Platz. Der kleine Bauch, der mich nun zierte, war im Prinzip unbrauchbar, existierte nicht. Genervt nahm ich wahr, dass er wieder völlig in seiner eigenen Welt lebte, nichts zu ihm durchzudringen vermochte.

 

Die werdende Mutterschaft nahm meine Aufmerksamkeit mehr und mehr in Anspruch. Ich konnte ich mich nicht auch noch um ihn kümmern. Wir brauchten Ruhe! Dass der neue Wohnort hatte nichts mit irgendwelchen Gefühlsatavismen zu tun hatte, ging ihm nicht in den Kopf. Selbst dann nicht, wenn man ihm genau das explizit mitteilte. Was seiner selbst gezimmerten Logik widersprach, hatte einfach keinen Realitätsanspruch.Weiterhin21 sollte ich als wehr22loses Spielzeug unbegrenzt zur Verfügung stehen. Löste etwas einen Gedanken an mich aus, ging die "Spielzeug"-Leuchtreklame in seinem Inneren in Betrieb und lenkte seine Schritte zielsicher vor meine Haustüre. Immer wieder verlangte es ihn nach einer Erklärung für das Unfassbare: Ich wollte nicht mehr. Irgendwann konnte ich es mir nicht mehr verkneifen. Leicht scherz,- aber auch ein bisschen boshaft wies ihn darauf hin, dass nicht ich es war, die dringend eine Therapie nötig hatte. Mit ihm hatte sich die Psychiatrie einen viel geeigneteren Kandidaten eingehandelt. Was für ein folgenschwerer Fehler! Der Ernsthaftigkeit meines Entschlusses und der daraus resultierend für ihn unbefriedigenden Situation hatte er, nicht wissend, wie damit umzugehen, missbilligend gegenüber gestanden. Und: da war er, der Ausweg!

 

Jetzt griff er zu einer Maßnahme, die man als "vorgetäuschte Einsicht" betiteln könnte. Drohte ich ernsthaft, mich zu distanzieren, zeigte er Einsicht und Verständnis, um damit seinen abhanden gekommenen Einfluss und seinen Besitzanspruch auf mich wiederherzustellen. Nun kam er mit der Idee aus dem Kittel, eine Therapie machen zu wollen. Vereinbarte hierzu, seine Besserungsabsichten unter Beweis stellend, sogar einen Termin mit einem niedergelassenen Psychologen aus der Gegend. Gleich danach steigerte er sich abermals in irgendwelche Heiratsphantasien hinein. Wohl wissend, dass bei ihm alle fünf Minuten der Wind drehte - beobachtete ich dieses Flatterfähnchen unter Beibehaltung einer gesunden Distanz.

 

Er ließ nicht locker! Dafür war dieses Spiel einfach viel zu reizvoll. Mitten in der Nacht bekam ich Anrufe:

<< Ich werde mich jetzt umbringen >> jammerte es anklagend am anderen Ende der Leitung.

Ich schwieg. Hörte ihn atmen. Was sollte ich denn dazu denn noch sagen? Das Spielchen kannten wir ja auch schon zur Genüge. Er wartete auf irgendeine Reaktion.

<< Ja…, … aeh, ... und? >> fragte ich geistvoll.

Daraufhin brabbelte er mich mit dem üblichen Nonsense voll, dass er nun Drogen-abhängig sei und ich außerdem natürlich Schuld an sowieso - allem. Kurzgefasst: Er spulte all das wieder auf, was ich eh schon auswendig kannte.

<< Ja, ja. >>

<< Was?? >>

<< Mann ey! Daran kann ich jetzt auch nichts ändern! >>

Der ging mir auf die Nerven. Ich wollte einfach nur schlafen.

<< Ach, mach doch, was Du willst. >> sagte ich genervt und legte auf.

Wen sollte ich zu Rate ziehen? Wen um Hilfe bitten? Hatte man mir doch schon oft genug klar gemacht, dass unser feines Gesetz namens PsychKG nur für privat Versicherte mit guter zeitlicher und räumlicher Orientierung ohne Wahnvorstellungen galt, nicht aber für gemeingefährliche Psychopathen.

 

Dauernd lief er unverhofft in unserer Behausung auf. Jedes Mal musste ich mit mir kämpfen, ihn nicht einfach wieder weg zu schicken. Er drehte völlig am Rad. Nachdem ich ihm zu entgleiten drohte, benötigte er mächtige Verbündete, die er in meinem Vater und auch den Menschen der psychiatrischen Abteilung gefunden zu haben glaubte. Bald fing er damit an, mir lange Vorträge über meine angebliche psychische Erkrankung zu halten. Dafür spulte er wie eine stehengebliebene Schallplatte ununterbrochen vermeintliche Symptome23 auf, wobei er sich schon fast selbst in der Rolle eines der Weißkittel wiederzufinden schien. Am Ende zog er einen mit Rotstift beschmierten Zettel aus dem Revers, um sich darauf Notizen zu machen oder das, was er sich in Gesprächen mit Ärzten notiert hatte, davon ab,- und mir vorzulesen. Da ich diesem Verhalten so gar keine Beachtung schenkte, schwang er das zerknitterte Papier bald darauf in der Luft vor meinem Gesicht hin und her und klatsche mehrere Mal entrüstet mit der Hand darauf, fast wie ein Lehrer, der seinem Schüler die verunglückte Klassenarbeit um die Ohren hauen möchte. Er hatte ihn. Den Beweis. Ich war krank und ich war schlecht. Alle sagten das, Ärzte, sogar die eigene Eltern, Angehörigen, die ganze Familie. Dieses neue Spiel, bei welchem er sich als mein bemitleidenswertes Opfer herausstellte, hatte er schon seit längerem er für sich entdeckt. Worüber die sich wohl so unterhielten, wenn ich nicht dabei war?

 

Er befand sich in seiner alten Rolle. Bestimmte, wo es langging. Dass er sich das Ganze einbildete und eigentlich nur mit sich selbst redete, fiel nicht weiter auf.

<< Man wird es dir wegnehmen. >>

...

<< Das Kind. Man wird es dir wegnehmen. >>

...

<< Es wird passieren. Und dann kommst du in die Irrenanstalt, wo du hingehörst. Dort kannst du dann den Rest deines jämmerlichen Lebens verbringen, haha. >>

Er erging sich im selbstgerechten Zorn.

<< Wenn ich das alles vorher gewusst hätte! Mein Gott! Niemals hätte ich... >> … ein waschechter Filmstar.

Na? Was hättest du nicht? Dich in mich verliebt? Du Arschloch.

<< Das geschieht dir Recht. Dass du einen an der Klatsche hast, wusste ich ja schon immer. Wie du dich verhältst! >> quietschte er.

<< Merkst du das eigentlich gar nicht? Minutenlang bewegungslos herumzustehen, dabei nicht einmal mehr ansprechbar... >>

Verzweifelt schüttelte er theatralisch den Kopf. Ich war ein hoffnungsloser Fall. Aufgrund meiner abgrundtiefen Schlechtigkeit hatte ich nicht nur das Leben meiner Familie, sondern auch seines verpfuscht. Wie viele Menschen in der Vergangenheit noch unter mir zu leiden gehabt hatten, konnte er nur mutmaßen. Wobei er jedoch nicht versäumte, allen sein potentielles Beileid dafür auszuschütten.

 

Für jemanden wie mich, der die Äußerungen anderer Menschen gern wörtlich24 zu nehmen pflegt, war die Zeit mit ihm eine echt harte25 Schule: Nirgendwo in meinem Leben habe ich mehr über den irrationalen Weg der Entstehung von Wahrnehmung normaler Menschen gelernt.26 Er dachte sich die Welt aus und hielt das dann, kaum war der Vorgang beendet, auch schon für vollkommen real. Was war das? So viele Fachbegriffe auf einmal standen ihm27 gar nicht gut zu Gesicht. Das war doch nicht nur ein Produkt der zahlreichen Gespenster und Gestalten, die er neben sich her laufen hatte! Hier hatte jemand etwas vorgebetet bekommen und daraufhin eifrig auswendig gelernt. Viel wahrscheinlicher war eine aufschlussreiche Rücksprache mit den Ärzten.

 

Eine komische Praxis pflegten die Damen und Herren Gelehrten da. So benehmen sich Waschweiber. Diese, heutzutage statt mit dem Waschbrett im Fluss stehend, bewaffnet mit Einkaufstüten, prall gefüllt mit Billigangeboten vom Aldi. Die unermessliche Langeweile gebietet, über jeden im Dorf zunächst gar gräulich herzuziehen, um hernach ein vernichtendes Allgemeinurteil darüber auszusprechen. => Komischerweise scheinen Redensarten von unbeteiligten Dritten im Leben eines normalen Menschen einen regulär deutlich größeren Einfluss zu besitzen, als Realismus und gesunder Menschenverstand28. Das gildet nicht nur für Waschweiber, sondern auch für studierte, praxis-erfahrene, Titel hoch und höher tragende Gelehrte. Auch diese verlassen sich eher auf ein Hörensagen. Trotz ihrer angeblichen Schweigepflicht scheint es ein ausgeprägtes Hobby der Vertreter dieses Berufsstandes zu sein, Ansichten und Meinungen Dritter zur Sicherung einer Diagnose heranzuziehen.

 

Jack hatte in seiner Nebenrolle als Mr. Hyde eine dramatische Einstellung gegenüber dem menschlichen Leben. Für ihn stellten andere Menschen Spielzeug dar, mit welchem er nach Belieben verfahren konnte. Was bedeutete, er war ein Risiko. Dank des Urteils, welches Ärzte über mich gefällt, war ich seinen Übergriffen weiterhin vollkommen hilflos ausgeliefert. Im Rückblick sehe ich, wie oft ich zitternd und schwer atmend zu Boden sank. In solchen Momenten konnte ich meist eine ganze Zeit lang nicht mehr wieder aufzustehen. Überwältigten mich die Emotionen, knickte ich ein. Unfähig, mich noch aus eigenem Antrieb zu bewegen, lag oder saß ich an Ort und Stelle zusammengesunken da.

 

Als Gegenmaßnahme versuchte ich mir den Kopf nicht zu schwer werden zu lassen, einfach alles, was mich belastete, zu vergessen. Kein Gedankenkreisen über Negativ-Szenarios! Ewig zu grübeln führte zu keinen brauchbaren Ergebnissen. Ich brauchte all meine Kraft. Also ließ ich nur noch erfreuliche Gedanken zu. Ich hörte Musik, tapezierte, renovierte, traf mich mit Freunden. Das hatte ich immer sehr gerne getan: Arbeiten! Mit dem dorfbekannten Junkie, der mich dünn bekleidet und frierend am Straßenrand um Geld anbettelte, ging ich essen. Er freute sich aufrichtig, mal wieder etwas Ordentliches in den Magen zu bekommen.29 Jeden Abend sagte ich mir: nächsten Morgen geht die Sonne auch wieder auf. Alles wird gut!! Wie sollte es auch anders sein, auch das stellte sich als ein folgendschwerer Fehler heraus. Es hatte sich bereits ein Verfahren gegen mich erhoben. Aufgrund meiner ganzen Problem-Ignorierungs-Taktik, Postitiv-Denkerei und Negative-Gedanken-nicht-an-mich-heranlassen- Methoden war dies gar nicht bis zu mir durchgedrungen, so dass ich mir der Gefahr, in der mein ungeborenes Kind und ich sich befanden, gar nicht bewusst war. Sorgen hätten mich nur noch mehr belastet und in die Handlungsunfähigkeit getrieben.

 

Um Mr. Sonderschüler musste man sich Gedanken machen! Was er sich wohl als nächstes ausdachte? Wenn auch nur, um damit die Vater-Kind Beziehung, die mir während meiner Kindheit abhanden gekommen war, gewährleisten zu können, war ich in der Nähe des Kindesvaters verblieben. Die Erkenntnis, dass jemand, der zur Gewalttätigkeit neigt, für ein Kind nicht die ideale Vaterbesetzung darstellte, stellte sich bei mir erst zu einem späteren Zeitpunkt ein. Ich hatte mein Kindheitstrauma, welches mir sagte, ein Kind braucht einen Vater. Punkt.

 

 

Der Heroin-Abhängige, den ich, damit er nicht am Straßenrand krepierte, zum Essen einlud,30 kannte die gewalttätige Vergangenheit meines Mr. Jekyll nur zu gut.31 Seine Ex habe dies ebenso miterleben dürfen: Psychopathen-Jack erzählte ihr einen von der großen Liebe, schwängerte sie wissentlich und absichtlich unter viel romantischem Gelaber. In Folge sei es wiederholt zu schlimmen körperlichen Misshandlungen gekommen, bis sie irgendwann unter dem enormen Druck eingewilligt habe32 sich in einer darauf spezialisierten holländischen Klinik eine Notabtreibung zu unterziehen.33Solche Leute dürfen tatsächlich frei herum laufen! Sie werden für ihre Taten nicht zur Rechenschaft gezogen! Warum nicht? Weil 1. alle kollektiv wegschauen 2. Jacky sich im Gegensatz zu mir hervorragend anpassen kann und er 3. seine Verbrechen im Verborgenen zu verüben lernte. Was keiner merkt, ist legal. Wenn es keiner sehen will, sowieso. Was erschwerend hinzu kam: Zu dieser Zeit galt nach gutem, alten, deutschen Gesetz: Gewalt gegenüber einer Frau34 => keine Straftat.35 Wie lange dieses Gesetz, das noch direkt aus dem Mittelalter zu stammen scheint, bei uns Bestand hatte! In manchen Ländern der Welt werden Frauen (manchmal sogar noch Kinder), nachdem sie vergewaltigt wurden, auch heute noch zum Tode verurteilt (oder Schlimmeres). Diese Methoden sind auch bei uns noch nicht ganz so lange Vergangenheit.36 Es hat eine Zeit gegeben, in welcher eine ungewollte Schwangerschaft einer jungen Frau noch ein Grund war, sie in eine Irrenanstalt zu verbringen. Dort kam man nur selten und wenn, dann schwerst verstümmelt wieder heraus, da auch damals schon mengelsche Ärzte jede Gelegenheit, sich an Wehrlosen vergreifen, gerne nutzten.

 

Eine gute Frage: Was wäre passiert, wenn ich zurück-misshandelt hätte? Ebenso wie die: Was passiert eigentlich in Frankreich oder Tschechien, wo Gewalt gegenüber Kindern37 nicht als Straftat gilt - wenn genau diese Kinder sich mit Gewalt gegen die Gewalt wehren? Werden sie dann allesamt für geistesgestört erklärt? Das darf man nicht fragen. Denn: Damit nähert man sich bereits gefährlich der Frage, ob ein Bürger innerhalb eines staatlichen Systems, dem von diesem Gewalt angetan wird, sich zur Wehr zu setzen darf oder nicht. In diesem Fall ist es nicht ganz abwegig, davon auszugehen, dass dies nicht erlaubt sein wird, denn: Das, worin wir so sehr vertrauen, ist das Recht des Rücksichtslosen, das Recht des Täters auf seine Tat.38 Täter-Verhalten39 stößt auf breite Akzeptanz. Verbrecher sind nur Menschen, die sich gegen Verbrechen zur Wehr setzen.

 

Die Fähigkeit, eine Fassadenpersönlichkeit aufrecht zu erhalten - ein Grad geistiger Gesundheit? Wer geschickt andere zu täuschen weiß, dem liegt die Welt zu Füßen. Ein Trugbild erschaffen konnte ich nicht. Dadurch mutierte ich zum Spielball von Kräften, die ich damals noch gar nicht einzuschätzen wusste. Die Rache des Dr. Dr. Kitzler: Nicht mit seinen Untersuchungs,- und Behandlungsmethoden stimmte etwas nicht. Gott bewahre! Er hatte doch den teuren Schreibtisch! Genau das gab seinem Leben einen tieferen Sinn. Er repräsentierte die Macht der höheren Ordnung, der Vernunft. Da ich mich ihm nicht ordnungsgemäß - wie per Diagnose verpflichtet - untergeordnet hatte, plante er nun, Justizia mitmischen zu lassen.

 

Ich zeigte mich nicht so fügsam, wie es sich für einen Vertreter meines Geschlechts geziemte. Gerade für Psychiater scheine ich eine wandelnde Provokation auf zwei Beinen zu sein. In dieser Branche geht man auf mich los wie der Bulle auf ein flatterndes rotes Tuch. Eine unkontrollierte Reaktion, welche tief aus dem Innersten heraus die Selbstkontrolle zu rauben scheint. Immer wieder durfte ich feststellen, dass es40 gerade Machtmenschen regelrecht aufzugeilen scheint, ganz gezielt jene zu erniedrigen, die sich als von deren mickriger Machtposition unbeeindruckt erweisen: Die Kombination Psychiatrie-Arzt41 + ich (als Patient)42 - machte geil - geil darauf, sich an mir auszuprobieren.43 Die einzige Möglichkeit, dem auszuweichen, scheint das konsequente Vermeiden von Begegnungen mit – menschlichen – Stieren zu sein (Vertreter von mickrigen Machtpostitionen).

 

Die Spielregeln: Generell ist ein Arzt auf das Vorhandensein von Symptomen angewiesen. Der gemeine Psychiater nicht. Er darf sie je nach Bedarf neu erfinden. Weigert der Patient sich, unter der ihm ans-Bein-diagnostizierten Erkrankung zu leiden, wird dies zum alles entscheidenden Symptom erklärt. Verkehrte Welt. Als wenn ein Arzt einem einen zuvor gesunden Arm einfach nur einzugipsen bräuchte, um hinterher behaupten zu können, dieser sei gebrochen. Sei´s drum. Ein offenes Tor zum Medikamente-verklappen und Geldverdienen zu schaffen, erfordert kreatives Denken und Handeln. Tatsächlich hat es trotz aller Belastungen, der ich ausgesetzt gewesen war, nie einer von diesen Weißkittelheinos geschafft, mir ein akut psychotisches Verhalten explizit anhand von Beispielen nachzuweisen.44 In jeder Untersuchungssituation wurde ich als wach, zugewandt und gut orientiert beschrieben.45 Statt dessen wurden nur ganz allgemein von Symptomen einer Erkrankungen berichtet, welche bei mir vermutet wurde. Darin heißt es: unheilbar & lebenslänglich. Betroffene seien46 dringend darauf angewiesen, von anderen bevormundet zu werden. In der Regel ende alles in einer schlimmen Demenz und man falle einem früh eintretenden Tod zum Opfer.47

 

In besagtem Gutachten, welches ich erst Jahre später zu Gesicht bekam, werde ich aus Sicht der Ärzte als eine Gefahr für die arme, unter meiner großen Unzurechnungsfähigkeit leidende Gesellschaft beschrieben. "Autistisch anmutendes Verhalten" ... "Orientierungslos" irre ich durch die bemitleidenswerte, von mir betroffene Weltgeschichte.48

"Die Person wurde verwirrt an einer Tankstelle aufgefunden, musste vorübergehend in Gewahrsam genommen werden" - Auto zu fahren war plötzlich selbst dann eine Fremdgefährdung, wenn man nicht in einen selbstverschuldeten Unfall verwickelt oder sonstiges Fehlverhalten nachzuweisen war. Fast so, wie als sei jede Frau, die in der Küche steht und mit einem Messer hantiert, deshalb plötzlich potentielle Mörderin, vor der man sich anhand eines komplizierten Verfahrens zukünftig würde schützen müssen.

Ich war also gar nicht erst posthum verwirrt, da man mich quasi von der Zapfsäule weg gepflückt und völlig ohne erkennbare Ursache in ein Krankenhaus befördert hatte?

Bonn: "Sie stand auf dem Flur, einen imaginären Punkt fixierend - reagierte auf Ansprache aggressiv, so dass sie vorübergehend fixiert werden musste" …

Als ich das dort anwesende Pflegepersonal angesprochen hatte, hatten diese tatsächlich aggressiv reagiert, sich auf mich gestürzt und mich am Bett fixiert, wo man mir dann eine hohe Dosis Nervengift verabreicht hatte, an welcher ich in Folge fast verreckt wäre.

Jou. So kann man die Wahrheit auch verdrehen.

Selbst dann, wenn es frei erfunden ist: die dürfen das. Weil es Weißkittel sind! Um Zwangsmedikation und Freiheitsberaubung aus "medizinischer Sicht" zu rechtfertigen: Wir wollen ja nur helfen!

 

"Unter Einwirkung von Psychopharmaka" soll ich angeblich "Besserung gezeigt" haben. Was für ein Witz: Ich war bereits unter Psychopharmaka stehend zunächst von einer Klinik in die andere verlegt worden. Es existierten tatsächlich Symptome: die einer Medikamentenvergiftung. Das Perfide: die Vergiftungserscheinungen49 gleichen den in allen gebräuchlichen Lehrbüchern verbreiteten angeblichen Symptomen der Schizophrenie. Da hat die Pharmalobby sich einen kapitalen Bock geschossen, als mit Entwicklung der Neuroleptika ein Medikament auf den Markt gebracht werden konnte, das Schizophrenie verursacht!50 Da es gesetzlich erlaubt, ein solches seinen Schutzbefohlenen bereits aufgrund von Hörensagen, Tratsch und Gerüchten zwangsweise zu verabreichen, konnte auf die Art relativ schnell ein großer Kundenstamm neu erschlossen werden.51

 

So kann man die Tatsachen auch verdrehen: Unter Einfluss der Medikamente gab es ein sogar von Außen sichtbares, so offensichtliches Handicap, dass jeder sehr authentisch als "krank" erkannte.52 So arg, dass, wie in meinem Fall, ein Gesetz zur Anwendung kam und ein Gerichtsbeschluss erlassen wurde,53 der jegliche Grundrechte54 lebenslänglich entzieht. Tatsächlich war folgende passiert: Erst nachdem ich eigenmächtig und unbemerkt die Medikamente hatte absetzen können, hagelte es großes Lob bezüglich meines so offensichtlich verbesserten Befindens. Als es mir ohne Medikamente logischerweise wirklich schon bald sehr viel besser ging, wurde die "Verbesserung des Befindens" der Medikation in die Schuhe geschoben.

 

Der Vorfall, als Kollege Jack auf einem der Parkplätze des Psychiatriegeländes damit gedroht hatte, sich etwas anzutun, falls ich auf die Idee käme, ihn alleine zu lassen55 und man, als ich den AVD hatte rufen lassen, nicht bereit gewesen war, zu helfen, fand auch Erwähnung: "kann sich nicht an Absprachen halten"

Richtig. Ein einziges Mal war ich (aufgrund einer Notsituation) ca zwanzig Minuten zu spät gekommen, hatte mich dafür entschuldigt und den rufen lassen. Da ich vor lauter Verzweiflung über die nicht erfolgte Hilfeleistung meine beiden kleinen Fäustchen am Ende der dünnen Ärmchen auf Höhe des Beckens zusammengeballt und mit den Füßen aufgestampft hatte: "Aggressives Verhalten" 56 Und wieder ein Eintrag in die Akte.57

 

Mein Bruder war plötzlich zu einem Drogenabhängigen (?) avanciert. Aus welchem Himmel hatte Prof. Dr. Glitzer denn dieses Blau? Da mein Brüderchen aufgrund seiner seit Geburt vorgeschädigten Leber damals noch nicht einmal Alkohol trinken durfte, kann diese Aussage nur frei erfunden sein. Wäre mein Bruder tatsächlich ein Junkie gewesen, wäre er daran sofort verstorben. Obwohl dieser Penner von einem Arzt eine schriftliche Ausführung meines Lebenslaufs58 erhielt, finden sich in seinem Gutachten zahlreiche falsche Angaben: Zum Zeitpunkt meines Autounfalls soll ich auf einmal erst 16 Jahre alt gewesen sein.59 Statt im Jahr 1991 zog ich plötzlich schon zwei Jahre früher zu meinem Vater (u.v.m.). => Was aber letztlich wirklich zählt, ist nicht der korrekte Inhalt den Schreibens, sondern der Status und die ehrenvoll klingenden Titel des Verfasssers - sowie natürlich: das Beherrschen von Fachchinesisch.

 

Weil ich solchen Autoritäten wie Dr. Kitzler und Co gegenüber nicht bei Fuß zu gehen bereit war, wenn sie in ihre dämliche Ich-bin-hier-der-Arzt-Tröte bliesen, sollte ein gesetzlicher Vormund her, der mir beibrachte, wie das ging. Ich ahnte nichts. Als eines Tages ein munterer Sozialarbeiter auftauchte und mir erzählte, ich bekäme eine "Freundin, und das auch noch für umsonst", wie hübsch!, da zeigte ich dieser Idee reflexartig einen Vogel. Wo gab es denn so was? Ein Freundinnen-Vermittlungs-Dienst? So ein Quatsch! Wie war ich doch unzureichend darüber informiert, für wie gefährlich/gefährdet/geistig entartet/psychisch krank man mich hielt! Aber nicht etwa, weil dieser geisteskranke, gewalttätige Typ, der sich unter dem Schutz der Augen-vor-der-Realität-Zuschließer an unbescholtenen Mitbürgern vergreifen durfte. Nein. Ich war es, hinter der sie her waren. Und zwar aus nur einem einzigen Grund: Weil ich mir die Freiheit heraus genommen hatte, mich für einen gleichberechtigten und zu einem eigenständigen Leben fähigen Mitbürger dieser Gesellschaft zu halten. Ich hatte es gewagt, uns60 eine eigene Wohnung anzumieten, Hilfe zum Lebensunterhalt zu beantragen, Geburtsvorbereitungskurse und Hebammenpraxen zu besuchen und war bei Medizinern und der Polizei zum Schutz vor weiteren Übergriffen vorstellig geworden. Das alles war in erheblichen Maße verdächtig und gefährdete... ja, was eigentlich?

 

Besonders lustig war diese Clownsnummer... wie folgt:

Seitens meiner Gesellschaft litt ich schon seit meiner Kindheit unter Übergriffen. Irgendwie scheinen es alle Psychos auf der Welt regelmäßig und auch permanent auf mich abgesehen zu haben. Im Kindergarten, in der Schule, selbst vor meiner Familie machte dieses Phänomen nicht halt: Sei es, dass mein Vater, weil ich nicht so wie von ihm gewünscht funktionierte, mein komplettes soziales Umfeld gegen mich aufwiegelte, oder eben wie jetzt, dasselbe noch einmal, diesmal sogar unter Beteiligung von Ärzten und Behörden. Nachstellungen und Übergriffe waren für mich ganz normal, fanden immer statt. Daran durchaus gewöhnt, hatte ich irgendwann gelernt, dem keine größere Bedeutung bei zu messen. So waren die Menschen nun mal. Realistisch wäre gewesen, mich davor zu fürchten. Was tat ich? Das genaue Gegenteil. Meine Einstellung: Solange bei mir alles in Ordnung war, war damit auch die Welt in Ordnung. Trotzdem berichtete ich bei "Untersuchungen", wenn auch nur ganz sachlich, wahrheitsgemäß. Darüber z.B., zu Unrecht im Krankheitssystem Psychiatrie gefangen gehalten zu werden und: zu Unrecht als psychisch Kranke diagnostiziert worden zu sein. Darüber, dass es mich störte, wenn man von mir behauptete, ich sei nicht ganz richtig im Oberstübchen. Es nervte unheimlich, wie übergriffig man sich zu verhalten pflegte. Das der Psychiatrie zu eigene Zwangssystem hatte es außerdem geschafft, mir einen gehörigen Schrecken einzujagen. Trotzdem machte ich mir darüber eher zu wenig Gedanken als zu viele. Um der tatsächlich stattfindenden Verfolgung und den Übergriffen zu entgehen, hätte ich in dem Fall realistischer sein und mir Sorgen machen müssen. Ja! Ich hatte mich gewehrt. Dagegen, unter Zwang gegen eine Krankheit behandelt zu werden, an der ich nicht litt, dagegen mit Medikamenten behandelt zu werden, die mich krank machten. Selbstverständlich hatte ich während meines Aufenthaltes zur Sprache gebracht, dass ich das Vorgehen für grundlegend falsch hielt. In dem Gutachten wurde nun mein "Verfolgungs-Wahn und mein Misstrauen gegenüber dem System Psychiatrie" zum Symptom der Erkrankung deklariert. Der absolute Obergau. Also wenn man mir zwingend etwas hätte attestieren wollen, dann wohl eher ein von-Verfolgung-und-übler-Nachrede61-nichts-wissen-wollen-Wahn, da ich den außerordentlichen Bemühungen seitens der Weißkittelmafia gegenüber ein vollkommenes Desinteresse an den Tag legte. So wenig interessierte mich, was Ärzte taten, dass ich, als diese hübschen gutachterlichen Zeilen entstanden62 es nicht einmal mitbekam. Wäre ich nur mal so paranoid gewesen, wie es mir in dem Gutachten angedichtet wurde! Dann hätte ich mich besser vor der real stattfindenden Verfolgung schützen können. Keine Angst zu haben ist gar nicht so gesund, wie man denkt.

 

Genau in dem Augenblick von einem durch Medikamente verursachten Behandlungserfolg auszugehen, als ich aufhörte, sie zu nehmen – ist so hanebüchen, das ist kaum noch zu toppen. Vielleicht nur noch durch die Idee, einen Menschen, der regelmäßig misshandelt wird, als eigen-gefährdend hinzustellen.63

 

In blindem Vertrauen auf seine nach außen hin zur Schau getragene unerschütterliche Ruhe und Kompetenz im Umgang mit anderen Menschen bat ich nun meinen werten Herrn Vater um seine Anwesenheit bei dem Gespräch mit dem Sozialarbeiter, welcher sich partout nicht abwimmeln lassen wollte. Unterhaltungen mit irgendwelchen Fremden, welch ein Greuel. Mein Vater hingegen Ausgeburt der Kompetenz, ein strahlender Held. Gemeinsam setzten wir uns in die Küche.

<< Ich bin hier, um Ihnen anzukündigen, dass für Sie eine gesetzliche Betreuung bestellt worden ist. >> eröffnete der Sozialarbeiter.

<< Wie, was, gesetzliche Betreuung? >>

<< Sie haben das schon richtig verstanden. Genau dafür bin ich hier. Um Ihnen das anzukündigen und bei Bedarf zu erklären. >>

<< Ja, aber..., was bedeutet das denn? >>

<< Sie bekommen so etwas wie eine Freundin, die Ihnen zukünftig bei allem helfen wird. Und das auch noch für umsonst! Das ist doch gut oder nicht? Da kann man nicht meckern! >> bemerkte er lachend.

In der Regel suchte ich mir die Leute, die mir halfen, lieber selbst aus. Das verstand ich nicht.

<< Aber... ich brauche doch im Augenblick gar keine Hilfe? Und wenn ich welche brauchen sollte, dann habe ich meine Leute. >>

Ich wies mit der Hand:

<< Schauen Sie nur, die Tapeten, das haben meine Freunde für mich gemacht. Außerdem: Von so etwas hab ich echt noch nie gehört. Das verstehe ich nicht. >>

<< Nun lass doch den Herrn endlich mal ausreden! >>

Mein Vater. Ich schwieg erschrocken. Die Kompetenz hatte sich ins Gewicht geworfen. Jedoch auf der falschen Seite. Der Sozialarbeiter führte weiter aus:

<< Da gibt es auch nicht viel zu diskutieren: Wir haben ein Gutachten erhalten, in welchem der Hilfebedarf festgestellt wird - und zwar.. >> er blätterte in seinen Papieren herum

<< ... für den Bereich Gesundheitsfürsorge und Aufenthaltsbestimmung. Man macht sich Sorgen um Sie! >>

Er sah mich an, als würde ich dazu etwas beizutragen haben müssen.

<< Na. Anscheinend haben Sie dazu einen Anlass gegeben, sonst säßen wir jetzt nicht hier >> stellte er fest und blätterte wieder in seinen Papieren.

<< Aber... was denn … was denn für ein Gutachten? Wieso weiß ich nichts davon? >>

<< Oh. >>

Er blätterte in seinen Papieren.

<< Ja, das kann sein. Tut mir leid. Damit haben Sie natürlich Recht, das kommt wohl alles ein bisschen plötzlich. Das liegt daran: Es ist ein sogenanntes Eilverfahren angestrengt worden. Man sah sich aus irgendwelchen Gründen dazu veranlasst, in ihrem speziellen Fall ganz besonders schnell zu handeln. Normalerweise wären Sie vor Gericht noch einmal angehört und um ihre Meinung gefragt worden. Damit hätte sich das Ganze aber noch sehr in die Länge gezogen. Da müssen dann Termine gemacht werden, Schriftstücke aufgesetzt, und so weiter. Deshalb wird in Ausnahmefällen, so wie diesem hier, dieses Prozedere umgangen. Damit es schnell geht. Verstehen Sie? So schnell wie möglich. Keine gerichtliche Anhörung. So ist das. Ok? >>

<< Aha? Und was, wenn ich damit nicht einverstanden bin? >>

<< Das spielt erstmal keine Rolle. >>

<< Na, das sehe ich aber anders! >>

Nun konnte mein Vater sich nicht mehr zurückhalten und polterte los:

<< Kind. Du kannst doch nicht immer jedes gut gemeinte Hilfsangebot ausschlagen. Die Herren hier haben völlig Recht mit dem was sie tun! Das musst auch du endlich mal einsehen! Das hast du nun davon! Das ist das Resultat, wenn du dich so störrisch verhältst! Jetzt hör bitte endlich damit auf, dich dagegen zu wehren und arbeite mit denen, die dir helfen wollen, zusammen! >>

<< Was? >> war das Einzige, was ich noch hervor brachte.

Ein von-allen-guten-Geistern-verlassen-Feeling stellte sich ein.

Ungläubig starrte ich in seine Richtung.

Der Sozialarbeiter schwieg, raschelte mit seinen Papieren, die allmählich, eines nach dem anderen, wieder in seiner Aktentasche verschwanden. Am liebsten hätte ich meinen Herrn Vater hinausgeworfen, um noch einmal ganz in Ruhe mit diesen Kerl zu sprechen. So wütend allerdings, wie ich jetzt war, hätte ich eh kein Gespräch zustande gebracht. Stark gehemmt, etwas Sinn-stiftendes beizutragen, konnte ich am Ende nur noch mit letzter Kraft darum bitten, einen "weiteren Gesprächstermin" mit mir zu vereinbaren.

<< Dafür habe ich keine Zeit. >>

O.o

<< Bitte! Ich muss mit Ihnen reden, etwas erzählen, ganz in Ruhe, allein. Es ist verdammt wichtig! >>

<< Nein. Das ist nicht meine Aufgabe - und außerdem auch gar nicht notwendig. >>

<< Doch!! >>

<< Nein. Akzeptieren Sie einfach, wie es ist. Versuchen Sie mit der für Sie bestellten Betreuung zusammen zu arbeiten. Zu Anfang wird es vielleicht etwas ungewohnt für Sie sein, aber das gibt sich für gewöhnlich. Ein-zwei Wochen, dann ist alles gut. Sie werden sehen. >>

Er lächelte. Es sollte wohl den Versuch einer Aufmunterung darstellen.

<< Ich will aber gar keine... >> wie hatte er es noch gleich ausgedrückt?

<< … Freundin für umsonst. >>

So etwas Lächerliches.

Er reagierte genervt:

<< Sie verstehen es nicht: Darauf habe ich gar keinen Einfluss. Dies ist weder meine, noch ihre Entscheidung. Ich bin nur hier, um Sie behutsam darauf vorzubereiten, ihnen diesen Vorgang vorweg anzukündigen. Dies, nicht mehr und auch nicht weniger, ist mein Job. Verstehen wir uns? Auf Wiedersehen. Machen Sie´s gut. Bekommen Sie ihr Leben in den Griff. Das meine ich ernst! >>

 

Ja! Es hatte in meinem Leben tatsächlich Schwierigkeiten gegeben, die ich zu meistern gehabt hatte. Und bei denen ich Hilfe tatsächlich wirklich gut hätte gebrauchen können! Da wären zum Beispiel Psychiater, die ihren Job wahrnehmen und tatsächlich eigen,- und fremd gefährdende Mitbürger aus dem Verkehr ziehen hätten können. Oder ihren Patienten vielleicht einmal zuhören könnten, welch eine grandiose Idee! Polizisten, die nicht nur mit den Achseln zuckten. Mediziner, die ihre Schweigepflicht einhielten und Verletzungen, die offensichtlich aus Misshandlungen herrührten, gemeinsam mit den Patienten zur Anzeige brachten. Die Polizei einschalteten, wenn jemand das Leben von Patienten und dessen ungeborenen Kindes bedrohte. Und vielleicht auch eine Familie, die selbst dann, wenn man nicht ganz so vollkommen ist wie erträumt hinter einem stünde.

 

Langsam reichte es. Das ging echt zu weit, dieses mal. Noch wusste ich ja gar nicht, was er mit den Beteiligten hinter meinem Rücken für einen Austausch betrieb! Nun aber hatte ich eine erste Live- Kostprobe davon bekommen. Die Zusammenhänge wären mir sehr viel schneller sehr viel klarer geworden, wenn ich schon im Vorfeld von der Existenz dieses "Gutachtens" gewusst hätte. Das Gericht hatte schon eine Entscheidung gefällt? Wie hatte das denn passieren können, ohne dass ich davon Kenntnis erlangt? Und jetzt? Würde es noch eine gerichtliche Anhörung geben? Ich dazu eingeladen? Oder musste ich mich selbst darum bemühen? Ich wusste es nicht. Was genau bedeutete gesetzliche Betreuung?

 

Im achten Monat schwanger brandmarkte Jack mich erneut mit einer brennenden Zigarette, dieses Mal im Gesicht.64 Ich fing an zu schimpfen wie ein Rohrspatz. Gegenwehr von mir nicht gewohnt, überrumpelte ihn dieser Vorgang, so dass er das Weite suchte. Mit der Brandwunde im Gesicht ging ich zum nächstbesten Arzt,65 um das Ganze dokumentieren zu lassen. Ich brauchte einen ernstzunehmenden Zeugen. Die Blessuren dienten gemeinhin als beweiskräftiger als eine bloße Aussage. Dafür hätten sich die tiefen Stichwunden und die sich blau-schwarz verfärbten Innenseiten meiner Oberschenkel von vor einem halben Jahr zwar besser geeignet - aber: eine Brandwunde im Gesicht tats ja auch.66

 

Einen Monat zuvor schon hatte ich erfolglos bei der Polizei vorgesprochen. In besonderen Umständen - vollkommen wehrlos - sollte man keinen tätlichen Angriffen ausgesetzt sein, so meine Meinung. Inständig hatte ich darum gebeten, mich doch vor weiteren Übergriffen zu beschützen. Nie hatte ich mich so wehrlos gefühlt, nicht einmal angesichts des Todes. Mein Kind brauchte Schutz. Ich brauchte Schutz.

<< Da können wir nichts für sie tun. >>

War das, was Jack mir antat, etwa kein Verbrechen?

<< Aber... warum denn nicht? >>

<< Ja, was sollen wir denn da machen? >>

Euren Job?

<< Na, könnt ihr da nicht vielleicht einfach mal hinfahren, mit ihm reden? >>

<< Das schon. Sicher. Aber, was sollen wir ihm denn dann sagen? >>

Hirn lass nach. Jetzt musste ich schon wieder jemandem seinen Job erklären. Die meisten Menschen reagieren darauf allergisch. Difficult.

<< Aehm, also vielleicht, dass es so nicht geht? Einfach mal darauf ansprechen und ihn darauf hinweisen, dass er das zukünftig zu unterlassen hat, reicht wahrscheinlich schon. >>

<< Ja, okay. Also, das ließe sich eventuell machen. Aber ich kann nichts versprechen. >>

<< Gut! Vielen Dank. >>

<< Das muss ich aber erst mit meinem Vorgesetzten besprechen. >>

<< Ja, bitte. Ich weiß auch nicht mehr, was ich tun soll. Sie müssen mir einfach helfen. >>

<< Das können wir nicht. >>

Häh?

<< Wie bitte? Aber Sie haben doch gerade gesagt... >>

<< Das ist nicht so einfach, wissen sie? >>

Ich wurde schon wieder verarscht...

<< Aber..., Sie haben mir doch gerade gesagt, dass Sie hinfahren und mit ihm sprechen würden! >>

<< Ja, das habe ich. >>

<< Ja, und? >>

<< Das geht vielleicht. >>

Na, also.

<< Ja, dann tun sie das bitte. Damit würden Sie mir wirklich einen großen Gefallen tun. Verstehen Sie, ich habe einfach Angst! Es kann doch nicht sein, dass sich jemand an mir vergreifen darf, wie er gerade Lust hat! Bisher habe ich einfach Glück gehabt, dass nichts Schlimmeres passiert ist, wissen Sie? Was, wenn es so weiter geht und ich deswegen mein Kind verliere!! >>

<< Ja, Sie haben ja Recht. Ich verstehe das doch. Sie müssen aber auch uns verstehen: wir haben uns an die Gesetze zu halten. Und die gestatten uns leider nicht, präventiv tätig zu werden. >>

<< Wie jetzt, präventiv? >>

<< Naja, es ist leider so: Wir sind erst dann berechtigt, zu handeln, wenn das Unglück bereits passiert ist. Verstehen Sie? Wir kommen immer nur zum aufräumen. Das ist dumm, aber leider nicht zu ändern. >>

Ich schwieg eine ganze Zeit lang. Wow. Das waren tiefe Einblicke, die mir hier gewährt wurden. Ich glaubte ihm.

<< Das ist ja wirklich total blöd! Kann man denn da wirklich rein gar nichts tun? >>

<< Nein. >>

<< Okay... >>

Ich war sprachlos.

<< Ja. So ist das. >> äußerte er monumental.

Auch wenn es keiner so direkt ausgesprochen hatte: Ich war soeben abgewimmelt worden.

 

Dauernd stellte er mir nach, gab einfach keine Ruhe. Ich konnte kaum das Haus verlassen, da er mir selbst dann, wenn ihn nicht einließ, einfach draußen auflauerte. Das Ungeborene griff er nun regelmäßig ganz gezielt an. Dabei stach er mit jedem beliebigen Gegenstand, den er in die Finger bekam, in Richtung Bauch. Hochschwanger floh ich wie ein Akrobat vor ihm her. Das war erlaubt? Als ich ihm damit drohte, zur Polizei zu gehen, hörte es auf. Ein kleiner Rest an Respekt vor Ordnungshütern schien nach seinem Gefängnisaufenthalt doch noch vorhanden. Fast hätte ich an ein Wunder glauben können. Aber nur fast.

 

Eines Tages nahm er mir den Zimmer Schlüssel weg. Schloss die Tür ab:

<< Du hast 10 Min., dann schmeiße ich Dich aus dem Fenster >> Auch, wenn es sich bloß um den zweiten Stock handelte: sowohl das Ungeborene als auch ich wären dabei drauf gegangen. Er fein raus, ihn traf keine Schuld: ich war ja wahnsinnig und suizidgefährdet, so dass ich, was ich auch tat, mir selbst antat, und nicht angetan bekam. Andere litten unter mir, nicht ich unter ihnen, so war das! … Ich blieb ruhig. Stellte mich ans Fenster, lehnte mich wie zufällig an die Wand, die Straße im Blick - ihn währenddessen fixierend, um mich im Notfall wehren zu können. Er grinste breit: Ich war sein perfektes Opfer. Hatte ich auch genug Angst? Angst geilte auf.

Ich wartete auf ein paar unbescholtene Mitbürger. Betete. Wieso kam denn da keiner! Als endlich ein paar Leute nebenan vor die Tür traten, rief ich verzweifelt:

<< BITTE HELFEN SIE MIR! >>

Sie schauten immerhin zu mir herüber. Ich hatte ihre Aufmerksamkeit gewonnen. Nun musste eine Erklärung folgen, damit sie wussten, was Sache war:

<< Der Typ hier drin spinnt! Er hat mich eingeschlossen und will mich jetzt aus dem Fenster werfen! RUFEN SIE DIE POLIZEI! SCHNELL!! >>

Zwar verwirrt, aber gehorsam drehte man sich trotzdem um und ging wieder ins Haus. Sofort bekam ich den Zimmerschlüssel zurück.

Dann lehnte er sich ebenso wie ich zuvor aus dem Fenster und rief:

<< Das ist eine Irre, glauben Sie der kein Wort!! >>

Zu mir gewandt behauptete er:

<< Du verstehst aber auch überhaupt keinen Spaß. >>

Mein lieber Herr Possenreißer.

 

Wie oft habe ich mich schon gefragt, aus welchem Grund man mich so behandelte. Warum musste man mich dauernd strafen? Wozu wollten mir alle mich selbst ab-erziehen? Nicht ich benahm mich wie ein komplettes Arschloch! Nicht ich war diejenige die andere in efahr brachte! Nicht ich war diejenige, die die Realität nicht sehen wollte! Dauernd versuchte Jack mir einzureden, dass ich sterben müsse. Ich sollte mich dafür schämen, ich zu sein. Ich sei ein minderwertiges Wesen, habe kein Recht darauf, zu existieren. Genauso wie meine Eltern: nie war jemand glücklich darüber, dass es mich gab. Darin waren sich scheinbar immer alle einig: Ich war eine Missgeburt. Sogar derjenige, der mich zu lieben vorgab, glaubte, ich habe es nicht anders verdient.

 

Mir seiner Erkrankung zunächst nicht wirklich bewusst erkannte ich nicht, womit ich es bei ihm zu tun hatte. Schließlich waren auch in meinem Elternhaus Misshandlungen normal gewesen. Ich hatte immerschon und immerzu und überall von jedermann Prügel bezogen. Man kam erst mit der Zeit irgendwie dahinter, dass mit ihm etwas nicht stimmen konnte. In erster Linie fand ich sein Verhalten vor allem verwirrend. Wenn er sich z.B. mit einem frei erfundenen Außen stritt, sich dabei selbst Rede und Antwort stand, oder bei einem "Switch" mitten im Satz das Thema und die Richtung wechselte - das war schon irgendwie seltsam. Verstörend! Allein dadurch, ihm aufmerksam zuzuhören, konnte man bereits die Orientierung verlieren. Eigentlich könnte man bei ihm auch nicht von "ihm" sprechen, sondern müsste von "ihnen" sprechen, denn da waren ja mehrere, mit denen man es zu tun hatte. Manchmal redeten die sogar einfach wild durcheinander. Bestand hierzu ein Bedarf, war er in der Lage, sich gut zusammenzureißen. Psychiater,67 bei welchen er sich munter über meine "Geistesgestörtheit" ausließ, merkten gar nicht, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Was geschah, fand im stillen Kämmerchen hinter sorgsam verschlossenen Türen statt. Da er unter seinen verschiedenen Persönlichkeiten auch über ein paar recht gesellschaftsfähige Teilnehmer verfügte, genoss er bei vielen aufgrund seiner zur Schau gestellten sozialen Kompetenz ein hohes Ansehen.

 

Ich hingegen war der Abschaum, wusste mich nur mehr schlecht als recht zu benehmen und zu artikulieren. Eigenwillig, wie ich war, besaß ich die Liebenswürdigkeit eines Kaktus. Was ich ganz ehrlich und frei heraus äußerte, gefiel unseren Gewohnheitslügnern in der Regel nicht. Sie fanden es schon immer nicht richtig, ohne Falschheit zu sein! Deshalb musste auch an mir herum gedoktort werden, nicht an ihm. Er war angepasst, zeigte sich galant, weltgewandt, liebenswert. Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Meine große Liebe. Auch wenn ich noch immer unter plötzlich auftretenden Lähmungen litt:68 Dass mich überhaupt jemand so hatte berühren dürfen, war für mich etwas ganz Besonderes gewesen. So war es zu unserer engen Verbindung gekommen. Vermutlich hatte sich diese nur aufgrund seiner Erkrankung so zwischen uns entwickeln können. Ich besaß kein richtiges Ich-Bewusstsein. Bei ihm befanden sich statt einer einzigen (festen) Persönlichkeit gleich mehrere on Stage. Im Gegensatz zum normalen Menschen waren seine vielen Persönlichkeiten ständig im fließenden Wechsel. In gewisser Weise ähnelte er mir dadurch.

 

War das jetzt die wahre Liebe? Auf die man sein ganzes Leben lang wartete und die dann zur Belohnung für das ganze Warten irgendwann kam? Gab es die überhaupt? Ein ganz spezieller, einzigartiger Mensch, der quasi von Gott eigens für einen persönlich erschaffen wurde? Schlagen zwei Herzen auf dergleichen Frequenz - ist das dann zwangsläufig "Liebe"? Wenn die Antwort darauf ja lautete, haben mir Pflanzen und Tiere in meinem Leben mehr davon geben können als sämtliche Menschen. Denn sie sind so wie ich: ganz authentisch sie selbst. Wie viel von dem, was ich an Kommunikation erlebte, wäre dann als "Liebe" zu bezeichnen? Ist dieser Begriff dafür in diesem Fall überhaupt noch zulässig? Allgemein ist das, was unter Liebe verstanden wird, etwas zutiefst selbstisches, Besitzdenken. Selbstlos zu sein jedoch Voraussetzung dafür, eine Form von Einklang zu erleben.

 

Diese Unterscheidung in Du und ich, ich und die anderen, die mache ich eigentlich nicht bzw musste erst lernen, sie zu machen. Ich empfinde Empathie auf einem ganz anderen Wege als die meisten, die sich dafür erst eine empathische Maske aufsetzen müssen, die in der Regel gar nicht echt, sondern vorgegaukelt ist. Bei mir stellt sich empathisches Empfinden unmittelbar zeitgleich und ungefiltert ein. Nicht immer, aber oft. Empfinde ich etwas mit jemand anderem gemeinsam,69 ist es fast so, als sei das Gefühl mein eigenes. Ist z.B. jemand aufrichtig verliebt, kann ich das Gefühl haben, ich selbst sei es auch. Mich von dem Gravitationsfeld, abzugrenzen, musste ich damals erst noch lernen: Welche Realität ist meine, welches Erleben das von jemand anders. Um nicht alles automatisch mitzumachen,70 ist Abgrenzung ein wichtiger Faktor. Bekomme ich die Unterscheidung gerade wieder nicht hin, spreche ich manchmal versehentlich ganze Sätze mit, welche andere gerade äußern.71 Oder weiß schon ein paar Sekunden vorher, was sie sagen werden (auch, in welcher Stimmlage). Einen energetischen Schutz/ eine künstliche Trennung zu wirken, ist eine bewusste Anstrengung notwendig.72 Ist "Liebe" also bloß ein gleich-Empfinden? Dann liebe ich tatsächlich alles und jeden. Gefühle des Glücks, der Exstase oder Zuneigung kann man auch ganz unabhängig entwickeln.Selbst wenn wir uns das immer wieder gern einreden: Liebe ist zwar real, trotzdem aber nicht zwingend von einer Person abhängig.

 

Wird ein Gefühl gemeinsam erlebt, neigt man jedoch sehr schnell zu der Annahme, der jeweilig andere sei für das eigene Erleben verantwortlich. Ebenso stark hält sich der Glaube daran, Gefühle seien von Situationen abhängig - Von konsumierten Substanzen oder Sport, Musik, einem Partner: immer wird das begleitende Gefühl an der Situation /Tätigkeit festgemacht. Glück steckt aber nicht in der geliebten Person oder Situation, sondern entsteht dadurch, dass man es sich zu fühlen erlaubt. In unserer Welt sind Gefühle verboten. Glück in Folge von Abhängigkeit stellt eine akzeptierte Nische in unserer Welt dar. Man kann es kaufen oder sich verdienen. Dabei ist das Erfahren von Glück oder speziell Glücks-Gefühlen ganz und gar unabhängig von äußeren Bedingungen. Wahrnehmung ist selbsterzeugend, niemals fremdbestimmt. Der Glaube daran, abhängig zu sein, scheint aus gesellschaftlicher Sicht okay: Ich kann nur glücklich sein, wenn ich Feierabend hab/ den Duft des Meeres rieche/ ein Bier in der Pfote habe /bei meinen Liebsten bin/ (…) Und Zack, hängen wir an Personen oder Situationen fest. Damals glaubte ich noch, dass es eine Personen-abhängige Liebe gäbe, war aus diesem Grunde völlig davon überzeugt, dass ich, wenn es zwischen ihm und mir nicht zu einer Partnerschaft käme, auf Absolution würde verzichten müssen.

 

Alle sind auf der Suche nach einem Sich-verbunden-Fühlen. Die Ängste vor der sehr schmerzvoll empfundenen inneren Leere und der damit verbundenen Angst vor Zurückweisung/getrennt-Sein sind negativ-Triebe, welche Menschen täglich aufs Neue dazu motivieren, Kriege zu führen. Genau deshalb sind Beziehungen, in denen man nicht liebt73, oft sehr viel harmonischer. Wenn keiner irgendein Interesse daran hat, den anderen von seiner Gefühlswelt abhängig/ihn sich gefügig zu machen. Wahrhaft in einer Beziehung lieben kann man erst dann, wenn man erkennt, dass die persönliche, partnerschaftliche, exklusive Liebe eine Illusion ist, womit sich der Sinn von "Liebe" im herkömmlichen, d.h. besitzergreifenden Sinne bereits in ihr Gegenteil verkehrt hat. Welch ein Frevel für alle an ihrer persönlichen Form von Glück/Befriedigung Krallenden, die Liebe mit Besitz verwechseln.

 

Lebewesen, Menschen - Kinder (!) werden heute auch nicht als freie Geister geboren, als Wunder der Schöpfung betrachtet, sondern wie eine Ware, ein Konsum-gut behandelt. "Man schafft sie sich an", oder "schafft sie ab". Kinder sind nicht Aufgabe, nicht Verantwortung, sondern Vergnügen, Statussymbol. Hartnäckig scheint sich auch die Auffassung zu halten, dass Kinder zunächst zum richtigen Mensch-sein hin-domestiziert werden müssten. Die (uns zu eigene) Perfektion muss ihnen erst ein gehaucht, eingebläut, sie einem Luftballon gleich in Form geblasen werden. Es geht nicht darum, wozu sich die Kinder entwickelt hätten, wenn wir sie sich entwickeln ließen, sondern nur noch darum, wer über das beste Rezept dafür entwickelt, sie unseren Erwartungen gefügig zu machen. Am idealsten zu irgendeiner hohlen Form aufblasen lassen sich willenlose Befehlsempfänger. Deshalb ist Gewalt gegen Kinder sehr lange schon ein gesellschaftlich akzeptiertes Mittel.74 Selbstständig agierende, mitdenkende, Fragen stellende Kinder sind in unserer Gesellschaft ebenso wenig erwünscht wie selbst denkende und offiziell fest-stehende Sachverhalte hinterfragende Erwachsene. Witzigerweise haben gerade die allerdümmsten Kinder auch immer die besten Noten, kommen im Erwachsenen-Alter an die am best-bezahltesten Stellen, denn nicht Können, sondern Arschkriechen wurde zur größten aller Künste auserkoren. Gerade die Klugen stellen oft gesellschaftliche Außenseiter, werden wie Aussätzige behandelt, was sich nicht nur in schlechten Noten sondern auch in einem Mangel an Integration zeigt. Und? Wo führen wir sie hin? Unsere kleinen Engel? In die gleiche geist,- und gefühllose Welt, in der wir leben. Wo wir doch angeblich nur das Beste für sie wollen. Und? Unser Bestes? Hat es uns je glücklich gemacht? Ich wollte nie Kinder haben. Nicht hier, nicht in dieser Welt. Und nun brütete ich plötzlich eins aus.

 

Jack stellte unsere Beziehung zueinander so dar, als habe er nur aus reinem Mitleid gehandelt. Da er wieder bei seiner Ex wohnte, verstand ich bald, dass dieses Gerede ein von ihm eigens für sie in Szene gesetztes Schauspiel war. Sonst hätte sie ihn kurzerhand auf die Straße gesetzt. Seine Seitensprünge75 warf sie ihm regelmäßig vor. Er erging er sich in der Rolle des unschuldigen Opfers, das von mir, dem psychisch kranken Monster, böswillig dazu verführt worden war, zur Seite zu springen. Ihn traf keine Schuld. Er habe ja alles immer nur "gut gemeint". Hatte er mit ihr Stress, bekam ich von ihm Besuch. Ich wollte das nicht. Als ich deswegen einmal bei Ihr anrief und mich mit ihr über dieses Phänomen unterhalten wollte, wurde ich mit einer Schimpfolümpiade empfangen - kurz darauf das Gespräch76 abgewürgt. Bis auf meinen Namen hatte ich ihr nichts mitteilen können, alles war in Gebrüll untergegangen. Aus ihrer Perspektive, so begriff ich, befanden wir uns in einem erbitterten Konkurrenzkampf. Sie demonstrierte, wie erbittert sie ihren Besitz zu verteidigen bereit war.

 

 

1( falls ich es wagte, bei ihm aufzukreuzen)

2 (oder sogar bemitleidet)

3 (inklusive der gesetzgebenden Instanz)

4 (natürlich hält nur die Angst vor Strafe uns davon ab, uns gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Unvorstellbar, dass Menschen nur, weil sie es von sich aus so wollten, anständig sein könnten. Die Menschheit besteht aus einem Haufen von Straftätern, welche nur durch Gesetze zu anständigen und braven Bürgern mutieren. Deshalb brauchen wir ganz ganz unbedingt noch mehr Gesetze! Damit wir NOCH braver werden. Mäh!)

5 (welche man damals doch endlich auszuüben von mir verlangte)

6 (wenn auch nur durch Mitläufertum)

7 (Ärschen folgend)

8 (die nicht einfach mitrennen, solange sie nicht wissen, wo es überhaupt hingehen soll)

9 (Mäh! Oh ja, Gras, Leute, Gras. Fressen, kacken, und dem Arsch des Vordermanns folgen)

10 (eigentlich nur seinem Portmonee)

11(in Realität ist es noch schlimmer: da nimmt der Psychiater selbst den (Medikamenten) Hammer und schlägt zu, um dann zu behaupten: "Ih das sieht aber gar nicht gut aus.")

12 (- so voll Profi mäßig -)

13(wer mit einem -im übertragenen Sinne- blauen Daumen zu einem Psychiatrie-Facharzt geht, riskiert, dass diese den Hammer holt, um die restlich-verbleibenden, noch geunden Finger (u.U. sogar Zehen) damit zu bearbeiten.Um so mehr kaputt ist, um so mehr gibt dies seinem Leben einen Sinn, denn: nur ein hilfebedürftiger Patient ist ein wahrer Patient)

14 (meiner Erfahrung nach ungesunden)

15 (auch dann, wenn dieser mit geistiger Gesundheit gleichgesetzt wurde)

16 (im Zweifelsfall einfach hoch-dosieren, bis nichts mehr zuckt)

17 ( Verhalten wies interessante Gesetzmäßigkeiten auf: Solange ich mich entzog, war ich interessant. Dann tat er alles: zeigte sich einfühlsam und lieb, versprach das Blaue vom Himmel. Hatte er einen irgendwann so weit, dass man ihm glaubte, schlug sein Verhalten plötzlich Zerstörungswut um)

18 (Ja, ich war dumm. Das bin ich wahrscheinlich sogar heute noch)

19 (und erst recht nicht lieben)

20(der Pfeffer wächst)

21 (völlig unabhängig davon, was er mir antat)

22 (und vor allem auch willen)

23 (hierzu die auswendig gelernten Äußerungen von Dritten)

24 (und meist auch sehr ernst)

25 (aber auch ziemlich gute)

26 (ganz unabhängig von Bildung und Herkunft)

27 (den ich oft liebevoll meinen "Sonderschüler" nannte)

28 (falls man übre einen solchen verfügte)

29 (Immerhin: besser, als ihm Geld für seine Drogen zu geben)

30 (später habe ich ihm auch noch warme Kleidung geschenkt)

31 (wie sollte es in einem Dorf auch anders sein)

32 (damals bereits im fünften Monat ihrer Schwangerschaft)

33 (da der Berichterstatter dieser Geschehnisse heute zu jenen gehört, die von uns geschieden sind, betrachte ich das Versprechen, welches ich ihm gegeben habe, diese Informationen für mich zu behalten, mittlerweile für hinfällig. Möge er in Frieden ruhen)

34 (auch das Erzwingen von sexuellen Handlungen)

35 (Was passierte eigentlich, wenn Frauen sich gegenüber dem Mann zur Wehr setzten? Ob ein sich-mit-Gewalt-gegen-Gewalt-zur-Wehr-setzen wohl erlaubt gewesen ist? Oder wurden Betroffene daraufhin alle in die Klapsmühle gesteckt, einer Verhaltenskorrektur unterzogen? Soweit ich weiß, war es sogar vor nicht allzu langer Zeit ein Grund, eine junge Frau in die Irrenanstalt einzuweisen, wenn sie unverheiratet schwanger wurde)

36 (Gegenwehr ab-erziehen muss schon sein, wenn man, so als ein echter Mann, permanent und überall Sperma absondern dürfen will. Daher gilt: nur, wer sich wehrt, ist gefährlich)

37 (jeden zweiten Tag stirbt dort ein Kind durch häusliche Gewalt)

38 (man muss sich nur einmal die Praxis ansehen, um sich davon zu überzeugen)

39 (selbst das unserer eigenen Regierung)

40 (ganz unabhängig von deren Geschlecht)

41 (am besten noch Chef oder gar: Oberarzt)

42 (ausgeliefert)

43 (das stellt nur die Spitze des Eisbergs dieser groß angelegten Hetzkampagne dar. Viele von den Menschen, die mir tagtäglich begegnen, reagieren auf mich, als sei ich ein schlimmes Kind, das ununterbrochen gemaßregelt werden muss. Ich scheine etwas an mir zu haben, das die Menschen mich fürchten und zutiefst verabscheuen lässt. Eine vordem friedliebende Gesellschaft ist, sobald ich auf der Bildfläche erscheine, plötzlich zu blankem Hass fähig)

44 (Erst Jahre später wurde im Rahmen von mehreren Gutachten festgestellt, was passiert war: man hatte sich zum Stellen der Diagnose auf Hörensagen/Aussagen Dritter verlassen)

45(einzige Ausnahme: die LVR Bonn. Dort werden aber auch Patienten, die der Arzt noch nie im Leben zu Gesicht bekommen hat, für krank erklärt #Hellsichtgutachten)

46 (natürlich: unter zur Hilfe-nahme von Verabreichung starker Medikamente)

47 (Was in dem Fall sogar stimmt, denn: die verordneten Medikamente verursachen eine schnelle Verblödung - man stirbt an den Auswirkungen der Medikamente, ebenfalls wie angekündigt, sehr früh. Wie gut, dass diese Typen sich so spinnert verhielten, dass man sie kaum ernst zu nehmen vermochte. Sonst hätte ich denen nachher noch geglaubt und diese Scheiße gefressen!)

48 (und, nicht zu vergessen, dabei selbstverständlich immer fremd und eigen-gefährdend)

49 (ich erlitt ein sog. malignes neuroleptisches Syndrom)

50(Interessanterweise bekommen ALLE Psychiatrieinsassen - völlig unabhängig von Beschwerden und Symptomen - auch heute noch - Neuroleptika verschrieben. Man weiß schon, wie man sich Stammkunden verschafft: Eine Abhängigkeit stellt sich mit sofortiger Wirkung ein. Derweil sind mir auch die unabhängigen Studien und genügend Erfahrungsberichte zugänglich, welche besagen, dass diese Medikamente v.a. bei seinem Absetzen – auch beim zuvor gesunden Menschen - Schizophrenie verursachen)

51 (es existiert eine Art Verschreibungs-Belohnungssystem, mit welchem Verordnungen lukrativ gemacht werden, so dass Ärzte weniger einen Arzt als einen Vertretungsjob machen. WÜSSTE die Gesellschaft das, könnte sie sich auch viel besser vor dieser Art Missbrauch schützen!)

52(ebenso könnte man hingehen und jemandem die Nase brechen, um hinterher behaupten zu können, dass dieser eine gebrochenen Nase hat)

53(sicher: unter einer Überdosis Haldol könnte ich kein Auto mehr fahren, das ist richtig)

54(und das Recht auf menschenwürdige Behandlung)

55 (-> bei welcher Gelegenheit ich erst nach Ausgangssperre auf die Station zurück gekommen war <-)

56 (und das, obwohl ich mich im selben Augenblick von den Anwesenden abgewandt hatte, um aus dem Raum zu gehen. Vor welchem vermeintlichen Angriff meinerseits man sich wohl in dem Augenblick gefürchtet hatte - vor einem Fallrückzieher?)

57 (ist doch egal ob jemand stirbt, solange nur du deine Klappe zu halten lernst und nicht bei jeder Ungerechtigkeit, die dir begegnet, die Fäustchen ballst)

58(mit korrekten Daten)

59 (Demnach hatte ich bereits mit 16 einen Führerschein und eine eigene Wohnung?)

60 (mir und meinem ungeborenen Kind)

61 (die ja nicht nur als irgendeine fixe Idee am Rand meines wahnhaften Bewusstseins auftauchte, sondern ganz real stattfand)

62 (die den Zweck erfüllten, diese Verfolgung, die ich mir selbst dann, wenn ich an sie geglaubt hätte (was nicht der Fall war), damit gar nicht eingebildet hätte (wie mir, um meine Krankheit damit unter Beweis zu stellen, aber unterstellt wurde) ganz real stattfinden zu lassen)

63 (während der wahre Übeltäter aufgrund genau dieser Behauptung jedesmal straffrei ausgeht, alle Beteiligten die Hände in den Schoß legen dürfen)

64 (weil ich kurz eingeschlafen war. Das Einschlafen in seiner Anwesenheit stellte ein Sakrileg dar)

65 (Blöd, dass ich ausgerechnet seinen korrupten Hausarzt dafür aufgesucht habe! Der wollte sich Nachhinein an nichts erinnern können!)

66(was unternahm der "Arzt"? Dieser hatte wirklich nichts Besseres zu tun, als gleich nach meinem Besuch bei ihm seinen Lieblingspatienten (Jack) über alles zu informieren. War Schweigepflicht eigentlich nur eine Erfindung?)

67 (und meine Familie: bei denen fiel das auf fruchtbaren Boden)

68 (was ihm nicht gefiel, er schimpfte mich immer deswegen aus, ich hatte gefälligst lustvoll, nicht apathisch zu sein!)

69 (wie zum Beispiel ein zeitgleiches Erschrecken welches aber eigentlich nur das Erschrecken desjenigen ist, der gerade neben mir sitzt => ich erschrecke mich mit, obwohl ich dem Angst auslösenden Impuls selbst gar nicht ausgesetzt gewesen bin)

70(pinkeln müssen, hungrig sein, eine rauchen wollen, alles)

71(manchmal sogar in einer anderen Sprache, die ich gar nicht kenne)

72 (weshalb ich auch gern, nach wie vor lieber für mich allein bin. Zumindest dann, wenn ich Erholung brauche - also meistens)

73(nicht auf eine abhängige, etwas erzwingende Art)

74 (auch psychische Gewalt ist Gewalt)

75 (nichts anderes stellte das Ganze für sie dar)

76 (bevor es überhaupt zustande gekommen)



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