Hatte er nicht richtig zugehört? Hmm. Vielleicht war er einfach nur etwas begriffsstutzig. Also wiederholte ich alles, was ich gesagt hatte, noch einmal. Wort für Wort. In logisch nachvollziehbarer Reihenfolge.
<< Es gibt ein Problem mit dem Aufenthalt in dem Wohnheim. >>
Schweigen in der Leitung.
<< Es handelt sich dabei um eine Einrichtung für psychisch Kranke, wissen Sie? >>
<< Ja, das ist mir bekannt. Um was für ein Problem handelt es sich. >>
<< Also. Die Regeln des Hauses besagen, dass sich alle Bewohner, während sie sich hier aufhalten, in psychiatrischer Behandlung befinden müssen . >>
<< Und? Wo ist das Problem. >>
<< Warten Sie es ab. Ich erkläre es Ihnen. >>
Tief durchatmen. Ganz ruhig. Er war nur dumm. Kein Grund zur Besorgnis. Alles war gut.
<< Ich war heute bei einer Psychiaterin, wie vorgeschrieben. Nun weigert diese Psychiaterin sich aber, mich zu behandeln. >>
<< Warum? >>
<< Das ist ja der Witz! Sie sagt, ich bin gesund. >>
<< Und aus welchem Grund sollte das nun ein Problem für Sie sein? >>
Bor, war der begriffsstutzig.
<< Na, weil ich dann nicht hier bleiben kann! >>
<< Aber warum denn nicht? >>
<< Weil ich krank sein muss, um mich hier aufhalten zu dürfen. Diese Einrichtung ist nicht für gesunde Menschen gedacht! >>
Die anwesende Erzieherin nickte bekräftigend. Sie hatte mir das zuvor alles haarklein erklärt. Ich durfte nicht im Heim bleiben. Ich war gesund.
<< Ich muss das Haus verlassen. >>
<< Das dürfen Sie nicht. Wenn sie das tun, nehmen wir ihnen das Kind weg. >>
<< Hallo? Haben Sie verstanden, was ich zu ihnen gesagt habe? >>
<< Ja. Wenn Sie das Heim verlassen, nehmen wir ihnen das Kind weg. >>
<< Und mit welcher Begründung? Schließlich hat man mich hier her geschickt, da von einer psychischem Erkrankung ausgegangen wurde. Wenn nun keine solche vorhanden ist, sollte damit doch auch das Urteil nicht rechtskräftig sein, oder etwa nicht? >>
<< Das ist egal. >>
<< Nein? Ist es nicht? >>
<< Doch. Schließlich haben wir ja keinen Beweis für all ihre Behauptungen. Sie könnten sich das Ganze ja auch ausgedacht haben. >>
<< Das ist richtig. Und wenn ich Ihnen nun ein ärztliches Attest vorlegen würde? Wären Sie damit zufrieden? >>
<< Nein. Das reicht uns nicht. >>
Dummheit ist verzeihlich, Ignoranz jedoch nicht. In dem Augenblick wurde mir klar: Er war nicht nur ein Idiot. Er war ein Gegner. Wie auch Herr Saubermann einer gewesen war. Einer, den man der Menschheit zuliebe lieber ganz schnell abknallen sollte. Rote Kringel in den Augen atmete ich ein paar Mal tief durch. Ganz ruhig.
<< Wieso nicht! >>
<< Dafür brauchen wir ein Gutachten. >>
Arbeitete Frau Dr. Lov nicht auch als Gutachterin? Einen Auftrag hierzu hatte ich in ihrer Praxis an der Pinnwand hängen gesehen. Selbst unwichtige Informationen speichert mein Brain ganz zuverlässig.
<< Okay. Ich werde sehen, was sich da machen lässt. >>
Als ich den Hörer auflegte, sah ich die diensthabende Person des Wohnheims hilfesuchend an. Sie wiederholte wie eine Aufziehpuppe, dass ich, wenn ich mich nicht in psychiatrischer Behandlung befände, nicht im Heim bleiben dürfte.
<< Sie haben das Gespräch doch mit angehört! >>1 rief ich verzweifelt aus.
<< Ich kann hier nicht weg! Ansonsten wird man mir mein Kind weg nehmen!!! >>
Gleichgültiges Achselzucken.
<< Dabei können wir ihnen nicht helfen. >>
Sprach ich mit einer Maschine?
Erneut musste ich mich unter Aufbietung all meiner Kräfte zur Ruhe zwingen. Wenn nur Ausgeburten der Dummheit um einen herum sind, wie soll man sich da anpassen? Jetzt hatte ich viel zu viel damit zu tun, meinen unendlichen Zorn zu bändigen, als dass ich mich mit den Dingen, so wie sie waren, hätte arrangieren können. Trotzdem durfte ich nicht an mich selbst denken, sondern musste eine Lösung finden, die allem gerecht werden würde. Kompromisse waren nicht gerade meine größte Stärke. Um hier zu bleiben aber brauchte ich die Unterstützung dieser Ärztin. Vorschriften sind Vorschriften. Wohl oder übel musste ich versuchen, ihr überzeugend zu vermitteln, dass ich in Wirklichkeit krank sei, damit sie mich behandelte. Sonst würde man mir mein Kind wegnehmen.
Wie sollte ich ein Problem in meine Hosentasche zaubern? Ich durfte ihr keinen Anlass bieten, an meiner Therapie-Bedürftigkeit zu zweifeln. Worunter könnte ich denn für sie leiden? Womit ging es mir psychisch schlecht? An erster Stelle stand natürlich die Unfreiheit, die ich an diesem Ort erfuhr. Der Machtmissbrauch und die Fremdbestimmung durch mein soziales Umfeld. Dabei handelte es sich aber um Probleme, die mir andere Menschen bereiteten. Es handelte sich um Dinge, welche die Psychiaterin kaum therapieren würde können. Das hatte sie ja bereits bei unserem ersten Kontakt direkt erkannt und sofort thematisiert. Trotzdem war es das für mich an erster Stelle stehende Problem. Leider keines, welches eine Grundlage für eine psychiatrische Behandlung bot.
Okay, was gab es da noch. Ich hatte ernsthafte Schwierigkeiten mit Beziehungen, insbesondere den unmittelbaren, alltäglichen. Na, wenn das kein Grund war! Außerdem war ich traumatisiert. Ein Thema, mit dem man über einen Grund dazu verfügte, sich in eine Therapie zu begeben. Damit hatte ich immerhin schon zwei gute Gründe! Vielleicht würde mir diese Psychiaterin, die gleichzeitig auch als Therapeutin tätig war, dabei sogar wirklich helfen können! Also gut, man konnte es ja wenigstens einmal versuchen. So kam es, dass ich mich zum ersten Mal in meinem Leben, ganz offiziell, freiwillig zu einer Gesprächstherapie begab.
Beim nächsten Termin mit Frau Dr. Lov ging ich das Gespräch von einer anderen Seite an:
<< Sie müssen mich behandeln. Ich möchte eine Therapie machen. >>
Sie schaute mich zweifelnd an.
<< Aber warum denn? >> fragte sie mich.
Das war die Fangfrage. Ich musste nun genau aufpassen, durfte ihr nicht mehr von der mich heimsuchenden Heimsituation erzählen. Ich warf den von mir präparierten Köder aus, den sie schlucken musste. Sonst würde man mir mein Kind wegnehmen. Das durfte einfach nicht passieren. Ich saß da, schwitzte, bekam vor lauter Aufregung kaum noch Luft.
<< Ich habe ein Problem mit Beziehungen >> stieß ich hervor.
<< Aha. Und was für eins? >>
O shit, ich hätte das Gespräch besser vorbereiten sollten, jetzt stellte sie mir auch noch präzise Fragen!
<< Aeh, ... ich komme damit einfach nicht klar. Ich kann das nicht! >>
Das schien ihr fürs Erste zu genügen.
<< Na gut, also, wenn Sie meinen...? Wir können gerne ein paar Termine für weitere Gespräche ausmachen. >>
Juhuu! Ich war als Patientin offiziell angenommen, konnte also erst einmal mit meiner Tochter im Heim bleiben. Trotzdem behielt ich den Gedanken im Hinterkopf, beizeiten auch noch einmal die sich für mich (uns) so unbefriedigende Lebenssituation mit ihr durchzugehen. Ich war mir sicher, dass sie mir auch dabei würde helfen können. Ob man das eine nicht mit dem anderen verknüpfen könnte? Ich nahm mir vor, diese Möglichkeit mit Frau Dr. bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zu diskutieren.
An meinem Geburtstag erhielt ich einen per Post zugestellten goldenen Ring. Gollum. Ich widerstand dem dringenden Bedürfnis, diesen mit einem Hammer platt zu klopfen und postwendend wieder zurück zu schicken.
Bald zog eine weitere Bewohnerin ins Heim mit ein. Frau Stein hielt es bei unserer ersten Begegnung auf dem Korridor nicht einmal für nötig, Hallo zu sagen, geschweige denn, sich bei mir vorzustellen. Da wir zukünftig in einen gemeinsamen Haushalt zusammenleben würden, fand ich das befremdlich. Es kam mir vor wie eine Unverschämtheit, die sie bewusst eingesetzt hatte, um mir ihre Geringschätzung zu demonstrieren. Sie hatte mich keines Blickes gewürdigt. Unsere schöne Zwangs-WG.
Stony ließ ab sofort keine Gelegenheit aus, um sich hinter meinem Rücken beim Personal über mich zu beschweren. Was ich von denen wiederum jedesmal aufs Brot geschmiert bekam. Ob ich mich denn nicht rücksichtsvoller verhalten könne? Die arme Frau Stein. Die Dinge, an denen Anstoß genommen wurde, erschienen mir konstruiert. Einmal, als ich im Wohnzimmer alleine herum saß, um fern zu sehen, betrat Stony in den Raum und setzte sich hinter dem Sofa auf einen Stuhl, um sich die Sendung von dort aus gemeinsam mit mir anzusehen. Sie sprach kein Wort. Später hieß es plötzlich, meine Art und Weise, rücksichtslos den Fernsehraum zu besetzten und dominant das Programm zu bestimmen, wäre sehr egoistisch. Wie einfach es gewesen wäre, mich zu fragen, ob wir etwas anderes hätten anschauen können! Auf einmal war ich ein schlechter Mensch.
Daraufhin verhielt ich mich voller Absicht genau so, wie es mir vorgeworfen wurde. Die konnte mich mal kreuzweise! Ich "besetzte" also seit diesem Vorfall absichtlich jeden Tag das Sofa im Fernsehraum, nur um sie damit zu ärgern. Ha! Die wollte sich mit mir anlegen? Na, das konnte sie gerne haben! Dieses Hobby, wenn ich es zärtlich einmal so nennen darf, wuchs sich fast zu einer Manie aus. Immer fand sie irgendetwas, worüber sie sich beschweren wollte. Ich scherte mich nicht darum. Im Gegenteil. Verhielt sie sich mal wieder einmal so, zeigte ich vorsätzlich genau das Verhalten, worüber sie sich anderswo mokierte. Sie erfand quasi fiese Charaktereigenschaften von mir, die ich daraufhin absichtlich generierte. Wenn ich schon Feinbild sein sollte, dann wollte ich in diesem neuen Job richtig gut sein. Sie unterbreitete dem Personalbüro regelmäßig Vorschläge, welches Verbrechen man mir als nächstes anhängen sollte, und ich beging es daraufhin.
Die Fernseh-Klamotte wuchs sich so aus, dass ich sie dadurch, mich absichtlich so zu verhalten, wie sie es mir unterstellte, dazu provozieren konnte, mir irgendwann endlich offen aggressiv gegenüber zu treten. Ohne dem komplizierten Umweg über das Personalbüro, der ja nicht den gewünschten Effekt gezeigt hatte. Bei passender Gelegenheit erhob sie nun ihre Stimme, um leidend herum zu jaulen, achtete natürlich penibel darauf, das hierzu entsprechende Publikum paratstehen zu haben. Sobald die Erzieherin den Raum betrat, kam es wie aus der Pistole geschossen von ihr:
<< Wieso willst du schon wieder das Fernsehprogramm alleine bestimmten? Immer bist du so egoistisch! Jeden Tag sitzen wir hier, so wie jetzt auch schon wieder, zwei Stunden vor dem Fernseher und immer müssen wir das gucken, was du gucken willst. Was soll das? Ich will auch mal das Programm aussuchen dürfen! >>
<< Ach ... >> sagte ich und drehte mich langsam lächelnd zu ihr herum
<< Du kannst ja sprechen! >>
<< Natürlich kann ich das ! >> krähte sie,
<< aber darum geht es hier ja gar nicht! >>
Hilfesuchend wandte sie sich an die Erzieherin.
<< Sehen Sie? So ist sie immer! >>
Sie runzelte die Stirn und überlegte, was genau sie mir nun eigentlich offiziell hatte vorwerfen wollen. Es schien komplizierter zu werden als gedacht. Hilflos kreischte sie:
<< Und wenn ich etwas dazu sagen will, dann verarscht sie mich! Dreht mir das Wort im Mund herum! Wie soll das bloß weiter gehen. Ich kann nicht mehr. Bitte >> flehte sie,
<< ... sagen Sie doch auch mal etwas. >>
Die Erzieherin, sichtlich überfordert, schwieg.
<< Bitte, so helfen sie mir doch. Ich kann mich dagegen nicht mehr wehren. Das ist Terror! Das ist Terror! Ich halte das einfach nicht mehr aus!!!!! >> quietschte Steini verzweifelt.
<< Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass mal der eine und dann der andere das Fernsehprogramm bestimmt? Soo, und heute ist Frau Stein dran. Und Sie halten sich mal ein wenig zurück. Ok? >>
Nun legte Steini einen zufrieden-dümmlichen Gesichtsausdruck auf, von dem Alphatierchen-Speichelecker-Dankbarkeitsschleim tropfte. Die Erzieherin merkte nichts.
<< Wo ist denn die Fernbedienung? >> fragte sie.
Ich sah mich um, um diese weiter zu reichen.
<< Sehen sie? Da! Da ist die Fernbedienung! Sie hat sie! Sehen Sie? Sehen Sie? >> kreischte Steini schon wieder los,
<< so geht das hier jeden Tag! Immer sitzt sie auf dem Sofa, beansprucht alles für sich allein, teilt nichts! Ich will auch mal auf dem Sofa sitzen! Aber nein, ich darf nicht. Ich darf hier gar nichts! >>
Nun reichte es aber.
<< Duuu, Steini? Hör mal... >>
Aggressiv ruckte ihr Kopf zu mir herum.
<< WAS willst du...! >>
Ich hob beschwichtigend die Hand und sah kurz zur Seite.
<< Schau mal, >> sagte ich und klopfte auf den freien Platz neben mir,
<< wieso setzt du dich nicht einfach hier neben mich? Das Problem ist ja nicht, dass nicht genügend Raum dafür da wäre, hier zusammen zu sitzen, sondern nur, dass du es gar nicht erst versucht hast. Es ist gar nicht so schwer! Du hättest dich einfach nur hinzusetzen brauchen. Es ist genug Platz für alle da. Hier, auf dem Sofa, oder, schau ... >> ich deutete auf den Sessel,
<< da, wie wäre es mit dem Sessel? So ist es ja nicht, dass hier von der Heimleitung nicht vorgesorgt wurde - es sind genügend Sitzplätze für alle vorhanden. Das Problem ist also nicht, dass du nicht sitzen kannst, weil alle Sitzplätze belegt sind. Das einzige Problem, was du hattest, ist, dass du es nicht geschafft hast, die paar Schritte von da ... >>
ich deutete in ihre Richtung und dann auf das den Platz neben mir,
<< ... bis hierhin zu laufen und deinen A..., also, dich da hin zu setzen. >>
Die Erzieherin schien in Gehirnarbeit verwickelt und schwieg. Steini bewegte sich gehorsam in Richtung Sessel und pflanzte sich ängstlich-misstrauisch darauf. Sich neben mir auf das geräumige Sofa zu setzen, erschien ihr erwartungsgemäß zu gewagt.
<< Immer muss ich auf dem Sessel sitzen. Ich will auch mal auf dem Sofa sitzen. >> murmelte sie löschungsresistent vor sich hin.
Ich seufzte und schwieg ein paar Minuten. Dann fragte ich sie, ob sie ihre Bedürfnisse zur Abwechselung auch einmal mit mir besprechen könnte, statt sich nur bei anderen über mich zu beklagen. Ob ihr bewusst sei, wie umständlich ein solches Verhalten - über Dritte zu kommunizieren zu versuchen - nach außen wirkte? Wenn ich nicht wüsste, was sie sich wünschte, könnte ich mich ja gar nicht nicht entgegenkommend verhalten. Meine Worte enthielten eine grob gewürfelte Portion Hohn, da ich mir durchaus dessen bewusst war, dass sie einfach nur Stress suchte. Meine Worte galten vielmehr der Erzieherin, die es sich nun hinter dem Sofa auf dem Platz gemütlich gemacht hatte, auf dem Steini zuvor gesessen. Dass das Personal nicht begriff, wie Stony sie sich vor den Karren spannte, war ziemlich nervig. Dem wollte ich abzuhelfen versuchen. Also flötete ich mit Engelszungen:
<< Du hast bislang einfach gar nicht erst mit mir gesprochen - wie soll ich denn da wissen, was du dir wünschst? Das geht auch anders! Versuch es doch mal! Wenn du mich fragst, ob wir zur Abwechselung einmal ein anderes Programm im Fernsehen anschauen können, dann habe ich die Möglichkeit dazu, auf deine Bitte zu reagieren. Gar nicht mit mir zu sprechen, ist keine gute Lösung. Das ist doch logisch! Und auch gar nicht so schwer zu verstehen. Denk mal drüber nach. Ja? >>
Es missfiel ihr, sich auf die Art und Weise vorführen zu lassen. Unruhig zuckend schien ihr sogar plötzlich entfallen zu sein, wozu sie sich Sitzplatz und Fernbedienung erstritten. Wahrscheinlich musste ich sie daran erinnern. Ich deutete auf den Fernsehapparat:
<< Also..., was willst du denn heute schönes gucken. >>
Sie sprang wieder auf, rannte zunächst verwirrt Richtung Erzieherin, wobei ihr unterwegs einzufallen schien, dass sie sich noch gar nicht zurecht gelegt hatte, worüber sie sich bei dieser beschweren wollte.
<< Ich ertrage das nicht! >> bellte sie prophylaktisch ins Blaue.
<< Was erträgst du nicht? Dass Dinge, die nicht miteinander abgesprochen werden, nicht passieren? Ich verrate dir mal ein Geheimnis: Wünsche, die man ausspricht, können in Erfüllung gehen! Dazu muss man eigentlich nur den Mund aufmachen, der Rest klappt von ganz allein. >>
<< Du bist doch asozial, das bist du doch. >> konstatierte sie und ging bedrohlich auf mich zu.
<< Aaaah, - sozial bin ich! Ja, da - hast du Recht. Das bin ich wirklich! >> entgegnete ich und wandte mich desinteressiert von ihr ab. Emotional aufgepeitscht floh sie aus dem Raum. Das breite Grinsen in ihrem Gesicht entging mir nicht. Sie stritt sich einfach viel zu gern!
Eine weitere Bewohnerin trudelte ein, eine Vierjährige mit im Paket. Die Kleine erkundete alles neunmalklug und stellte eine Menge Blödsinn an. Sah man gerade nicht hin, drang sie in die Appartements der anderen Bewohner.2 Einmal verteilte sie eine Packung Shampoo auf meiner Kleidung. Zum Glück hatte sie sich nicht an der schlafenden Mia im Kinderzimmer vergangen. Als ich ihre Mutter daraufhin ansprach, ob eventuell die Möglichkeit bestünde, dass sie ihre Tochter beaufsichtigte, hieß es, es sei kein schöner Zug von mir, ihrem Engel nicht so schlimme Dinge zu unterstellen. Ich solle mich doch besser um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Sofort rannte sie zu den Erziehern um sich über mich zu beschweren. Oh mein Gott, wo war ich hier bloß gelandet. Ihre Augen waren immerzu weit aufgerissen, womit sie tatsächlich aussah wie eine Wahnsinnige. Ihre Tochter - scheinbar nicht minder gaga.
Also wir einmal am gemeinsamen Mittagstisch saßen, fragte die Kleine mich (allen ernstes):
<< Wo ist Mia? >>
Da ihr Mia, was nicht zu übersehen war, in - geschätzt - 50 cm Entfernung gegenüber saß, antwortete ich scherzhaft:
<< Unter dem Tisch. >>
Sie sah unter den Tisch. Der hatte aber gehörig einer den Kopf verdreht. Armes kleines Ding. Völlig neben der Spur. Ganz die Mama.
Ohne mein Eingreifen wäre die Küche wäre zu einem stinkenden Komposthaufen verkommen. Die Einzige, die dort regelmäßig für Ordnung sorgte, den Müll raustrug, die Spülmaschine ein und ausräumte sowie die Oberflächen reinigte, war ich. Die anderen Bewohnerinnen rührten keinen Finger. Stillschweigend hatte man die Übereinkunft getroffen, dass ich als Putzfrau meinen Job ganz gut machte. War etwas umgekippt und ausgelaufen, blieb alles so liegen. Lebensmittel standen ungekühlt herum, da man zu faul war, sie nach dem Gebrauch wieder in den Kühlschrank zu räumen. Als ich einmal hocherfreut einen Schluck Saft in mein Glas füllen wollte, kam mir in dem Augenblick, als sie anfasste, aus der Safttüte ein ganzer Schwarm Fliegen entgegen. In dem Augenblick beschloss ich, die Gemeinschaftsküche nicht mehr zu nutzen. Unter diesen Umständen machte es erst Recht keinen Sinn mehr, sie für die anderen zu reinigen. Ab dem Tag kochte ich nur noch in meinem Apartment. Sonst holten wir uns nachher noch eine Lebensmittelvergiftung!
Innerhalb von circa zwei Wochen fiel, dass ich nicht mehr alles putzte und aufräumte, so sehr ins Gewicht, dass keiner diesen Saustall mehr länger ignorieren konnte. Im Küchenschrank faulten stinkend Kartoffeln vor sich hin. Die Kühlschrankinnenwände waren von einer eingetrockneten braunen Soße verziert. Der Ofen enthielt eine bestimmt zentimeterdicke Schicht aus schwarz-braunem, übelriechenden Schlamm. Das Personal kam auf mich zu.
<< Sie sollten nicht in ihrem Appartement kochen. >>
<< Wieso nicht? Schließlich gibt es dort doch eine Küche? Wozu ist die denn sonst da? >> entgegnete ich, über diesen sinnlosen Kommentar erbost.
<< Sie müssen aber am Gemeinschaftsleben teilnehmen. >>
<< In dieser Küche koche ich nicht. Haben sie sich die schon einmal angesehen? >>
<< Sie sind dazu verpflichtet, am Gemeinschaftsleben teilzunehmen. Es ist ihnen nicht gestattet, die Küche in ihrem Appartement zum kochen zu verwenden. >>
Hatten die sie noch alle?
Als ich an dem Tag in die Gemeinschaftsküche ging, um dort Nahrungsmittel zuzubereiten, wurde mir schlecht. Das ging ja gar nicht! Am Nachmittag wurde meine Lippe ganz dick und fing fürchterlich an zu jucken. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Was war denn mit meinem Mund los? Was war das gruseliges? Herr Kurz, welcher heute Dienst schob, konnte mich beruhigen:
<< Das ist wahrscheinlich nur ein Herpes. Nichts weiter schlimmes. >>
<< Echt? >>
Ich sah mich im Spiegel an, fummelte angsterfüllt an meiner Unterlippe herum.
<< Sicher??? Das habe ich aber noch nie gehabt! Wie bekommt man denn so was? >>
<< Wenn man krank wird - oder großen Stress hat. Manchmal auch vor Ekel. >>
Ja. Das war eine Erklärung. Nie zuvor hatte ich so eine Abscheu empfunden. Nicht einmal bei meinen Schimmelpilz züchtenden Punkerkollegen, die teils von Schleppe oder Krätze infiziert herumliefen und sich die Welt schön soffen, bis sie in ihrer Kotze schliefen. Solange ich kein solches Leben führen musste, war mir das vollkommen egal. Aber nun sollte ich daran teilhaben! Gemeinschaftsleben. Aha.
So konnte es nicht weiter gehen. Jetzt war ausnahmsweise mal ich an der Reihe, mich zu beschweren. Abends hatte wieder eine von den Damen Dienst. Ich klagte mein Leid. Sie nahm das erstmal nur hin, zuckte mit den Schultern.
<< Dann finden Sie mal eine Lösung für ihr Problem >> sagte sie.
Na super. Welch ein Enthusiasmus sie in ihrem Job beflügelte! Nicht einmal bereit, von ihren Papieren aufzublicken. Ich wurde wütend. Scheiß Spiel!!
<< Wie? Ich? Wieso ich? >>
<< Ja, weil es doch ihr Problem ist. >>
<< Aber ich bin doch hier nicht dafür zuständig, das Gemeinschaftsleben zu regeln! Das sind doch Sie! Dafür sind Sie doch eingestellt worden! Hallo? Sie verdienen damit ihr Geld! >>
<< Das ist aber trotzdem nicht mein Problem >> sagte sie, selig lächelnd.
Wutschnaubend verließ ich den Raum. Solche Leute einzustellen sollte verboten werden, dachte ich und verzog mich in mein Apartment.
Im Verlauf des Abends klopfte es: Ich wurde gebeten, mich mit den anderen "an einen Tisch" zu setzen, damit wir unser Problem des fehlenden Miteinanders verkommunizierten. Ich murrte ob der Vorstellung, mich mit den Trolls zusammensetzen zu müssen, gehorchte aber. Die Erzieherin saß daneben, trug aber selber nichts zum "Gespräch" mit bei. Die anderen beiden Bewohnerinnen fingen an, sich über irgendwelche Schuldfragen und angeblichen schlechten Eigenschaften ihrer Mitbewohnerinnen herumzustreiten. Ich hörte mir das Ganze an, ebenfalls schweigend. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll von diesem Theater. Warum zwang man mich zu dieser sinnlosen und unerfreulichen Zeitverschwendung?
Ich wandte mich an die Erzieherin:
<< Würden Sie jetzt bitte endlich eine Lösung vorschlagen? Ich will hier schließlich nicht noch zwei weitere Stunden herumsitzen und mir diesen Schwachsinn anhören. >>
Sie lächelte bloß:
<< Das ist nicht meine Aufgabe.>>
Ich platzte fast. Wieso waren die denn alle so hirnamputiert!
<< Okay. Dann geh ich jetzt in mein Zimmer. Ihr könnte hier so lange alleine weiter machen. Ruft mich, wenn ihr zu Ende gestritten habt. >>
<< Sie gehen nicht. >>
<< Aber wieso denn nicht? Das führt doch zu nichts! Die wollen doch eh nur herumstreiten. Warum soll ich mir das noch länger anhören? >>
<< Sie gehen nicht. >>
<< Doch. >>
<< Nein. >>
Sie lächelte wieder selig. Was war nur mit ihr los? Hatte die irgendwelche Drogen genommen? Nahmen die die hier vielleicht alle? Ich musste mal nach dem heimlichen Depot im Personalbüro forschen. Aber leider war das ja immerzu besetzt! Das ging nicht. Aber... waren Drogen im Dienst nicht verboten? Nein, es musste irgendetwas anderes geben. Etwas, dass ich nicht verstehen konnte und deshalb nicht begriff. Aber hier weiter herum zu sitzen um mir diese Scheiße anzuhören wollte ich auch nicht. Also Ansage:
<< Ich gehe jetzt in mein Zimmer. Keiner kann mich daran hindern. Ich kann auch in zehn Minuten noch mal vorbeikommen und gucken, ob ihr immernoch streitet. Falls nicht, setze ich mich wieder dazu. Einverstanden? >>
<< Sie werden jetzt nicht in ihr Zimmer gehen. >>
<< ... WARUM NICHT !!! >>
Dann sollte sie es mir doch bitte erklären! Das ergab keinen Sinn!
<< Sie dürfen nicht in ihr Zimmer gehen. Akzeptieren Sie es einfach. Das ist so. >>
<< IST ES NICHT!! >> antwortete ich, eigenwillig wie immer.
<< Sie bleiben hier. >>
Okay. Wenn die ihren Job nicht richtig machen wollte, dann musste ich das eben übernehmen. Ich schnappte mir die beiden Kampfhähne.
<< So, ihr zwei, jetzt hört ihr mir mal zu. >>
Sie holten schon Luft.
<< Nein. Fresse halten >> sagte ich resolut, jedes weitere Wort unterbindend.
<< Ich habe die Schnauze voll davon, hier zu sitzen und mir die Scheiße reinzuziehen, die ihr labert. >>
<< Selber Scheiße >> schnauzte die eine,
<< Genauuu >> war sich die andere auf einmal mit ihr einig.
<< Du machst auch Dreck, du bist auch daran beteiligt >> wurde schnell der kollektive Schuldverteilter bemüht.
<< Stop. >>
Ich hob die Hand.
<< So kommen wir nicht weiter, merkt ihr das? Wir sitzen hier seit Stunden und werden auch noch weiter hier sitzen, wenn ihr so weitermacht. >>
<< Machs besser >> giftete es sinnlos.
<< Genau, du hast noch gaar nichts gesaagt >> kommentierte man stolz.
<< Ja, weil ich mir erstmal anhören wollte, was ihr beiden Intelligenzbestien beizutragen habt, nichts für ungut. Außerdem habe ich darauf gewartet, dass unsere tolle Begleitung … >>
ich zeigte auf die Erzieherin
<< … endlich sagt, wie die Lösung der Situation aussieht. Hat sie aber nicht. Daher fällt diese Aufgabe scheinbar mir zu. Denn ihr zwei habt ja nichts Besseres zu tun, als Euch ständig nur zu streiten. >>
<< Na uund? >> giftete es erneut.
Ich seufzte, holte tief Luft.
Erbsenhirnalert auf Ignore, marschmarsch.
<< So. >>
Ich schloss die Augen.
<< Bislang lief es so, dass keiner von Euch jemals auch nur einen Finger krumm gemacht hat, um die Küche sauber zu halten. >>
<< ÖÖÖöh >> fingen sie an zu gröhlen.
Ich hörte gar nicht hin, sondern redete einfach weiter
<< Ich spreche hier davon, die Spülmaschine auszuräumen, wenn sie durchgelaufen ist, den Müll raus zu bringen, sofern er bereits überquillt, den Herd, die Mikrowelle und den Kühlschrank sauber zu wischen. Das alles sind Aufgaben, die bisher nur eine einzige Person erledigt hat: ich. Für Euch mag das in Ordnung sein. Ich bin hier aber nicht als Putzfrau angestellt. Deshalb habe ich mich nun ebensowenig mehr an der Hausarbeit beteiligt, wie... >>
Ich zeigte in die Runde
<< … der Rest der Truppe. Mit dem Resultat, dass die Küche jetzt so aussieht, dass keiner sich mehr darin aufhalten will, weil er sonst... >>
Ich zeigte auf meine Lippen
<< ... sowas hier bekommt. Vor lauter Ekel. Im Ernst: Wenn sich das nicht ändert, werde ich NICHT in dieser Küche kochen. In diesem Saustall? Das ist ja gesundheitsschädlich! Also brauchen wir eine Lösung. >>
<< Na, und, wie sieht die aus, du Schlaumeier? >>
<< Genau, wir wollen nicht alles putzen. Schließlich machen die anderen auch was dreckig. Wir sind ja nicht die Putzfrau! >>
Lieber Gott, lass Hirn regnen. Okay. Den Frechdachs konnte ich später noch erlegen. Flöhe beißen mich nicht zweimal. Ich holte tief Luft.
<< Alle, ich wiederhole: ALLE müssen sich an der anfallenden Küchenarbeit beteiligen. Dann komme ich auch gerne wieder zum gemeinsamen Essen mit dazu. Kein Problem. >>
<< Nein. >>
<< Wie, nein. >> fragte ich verwirrt. Was sollte das denn für ein Statement sein? Oder werden?
<< Nein? Was genau meinst du mit nein? >>
Und schon fingen sie wieder an zu streiten. Redeten durcheinander. Wer was wie wo warum Schuld war und falsch gemacht hatte und warum keiner jemals für jemand anderen den Müll rausbringen würde, den er selbst gar nicht voll gemacht habe.
<< Stop. Die Sache ist ganz einfach: Wir machen einen Plan. Der wird aufgehängt, jeder ist reih-um wöchentlich abwechselnd für eine bestimmte Sache zuständig, so dass alle einmal dran kommen und immer jeder einen Teil der Hausarbeit machen muss. >>
<< Ha ha, was für eine grandiose Idee. >> lästerte die eine.
<< Und wenn wir das nicht machen? >> die andere.
<< Wenn etwas nicht gemacht ist, können die anderen auf dem Plan nachgucken, wer dafür verantwortlich ist und ihn dann daran erinnern. Ganz einfach. >>
Sie murrten sich schon wieder einen zurecht.
<< Nein, da führt kein Weg drum herum. Schaut genau hin. So wird der Plan aussehen. >>
Ich malte etwas auf ein Blatt Papier. Ein Diagramm, Wochentage, anfallende Arbeiten. Ich kam nicht weit, als sich schon wieder das Geschrei erhob.
<< ÖÖÖÖh, seit wann bestimmst du denn hier >> kamen die Proteste.
<< Jaa, immer willst du den Chef spielen, dabei machen wir nicht mit! Ha! >>
tönte Steini.
<< Gut... Dann gehe ich jetzt in mein Zimmer. Wenn ihr Euch geeinigt habt, ruft mich. >>
<< Sie bleiben hier >> meldete sich da die Erzieherin wieder zu Wort.
<< NEIN!! >> Ich stampfte wütend mit dem Fuß auf.
<< Doch. Und ihr beiden, sagt mal, was habt ihr eigentlich gegen die Idee? Dieser Vorschlag ist das erste wirklich Konstruktive, was zur Lösung des Problems beigetragen wurde! Wenn Euch der Vorschlag nicht gefällt, vielleicht habt ihr ja einen besseren? Dann möchte ich bitte jetzt einmal eure Ideen hören. >>
Unzufriedenes Gemurre. Keiner sagte mehr etwas. Nach weiteren 10 Minuten war das Gespräch beendet. Mit meinem System entwickelte sich die Küche bald zu einem sauberen Ort. Ich gehe jede Wette dafür ein, dass mein Ordnungsprinzip dort heute noch so genauso existiert und praktiziert wird.
Trotzdem nahmen die Probleme unter den Bewohnern immer weiter zu. Das gemeinsame Mittagessen wurde zu einem Moment, in dem ich von beiden Mitbewohnern gern aufs Korn genommen wurde. Dauernd wurde mir irgendetwas unterstellt, was ich angeblich getan haben sollte, damit man sich meinetwegen unwohl fühlen müsse. Ich hatte schon seit langem den Verdacht, dass Steini sich einfach nur gerne stritt. Das war ihr Hobby! Es verlangte sie danach, anderen Menschen ihren Miesepeter miterleben zu lassen. Ignorieren half nur wenig.3 Eines Tages ging ich einfach dazu über, zurück zu provozieren. Dabei war ich nicht ganz so geschickt wie sie, wandte mich nicht an den diensthabenden Erzieher, um um drei Ecken herum zum Mittel der Denunziation zu greifen. Statt dessen beschimpfte ich sie Face to Face unter Verwendung von derben Gossenwörtern. Und siehe da, es stahl sich ein zufriedenes Grinsen in ihr Gesicht. Genau das hatte sie gewollt. Ich machte mich, wie beabsichtigt, vor Publikum zum schlechten Menschen. Und sie damit anscheinend sehr, sehr glücklich. Ich schüttelte den Kopf und aß weiter meine Suppe. Was ein behinderter Haufen.
Frau Stein blieb trotz des Ordnungssystems der Küche weiterhin diejenige, die ihre Hausarbeiten partout nicht erledigte. Ständig musste sie dazu ermahnt werden, den jeweiligen Dienst zu verrichten, und jedesmal fing darüber wieder einen Streit an.
<< Du hast mir gar nichts zu sagen, was glaubst du eigentlich, wer du bist! >> Und wer hatte sie zu ermahnen? Natürlich immer ich. Warum? Weil von den hier Anwesenden keiner traute, sich mit ihr anzulegen.
Bei einer dieser Gelegenheiten ging sie in der Küche auf mich los.
<< Raus aus meiner Küche! >> befahl sie mir.
Ich klärte sie darüber auf, dass sie sich in einer Gemeinschaftsküche befände, ich das Recht dazu hätte, mich darin aufzuhalten. Von diesem gern Gebrauch machen würde. Dann fügte ich provozierend hinzu:
<< Und? Na, was machst du jetzt? >>
Schwungvoll schubste sie mich. Ich flog zwei Meter Richtung Tür. Dort stand ich dann, weiterhin nicht gewillt, klein bei zu geben. Hektisch drehte sie sich auf der Suche einer Waffe um ihre eigene Achse. Meines Erachtens blieb ihr Blick viel zu lange an dem dort auf der Ablage befindlichen Küchenmesser hängen, bevor er sich wieder davon löste und mir zuwandte. Immer noch stand ich in der Tür,sie interessiert beobachtend. Die Tür! Sie begann damit, mir diese vor den Kopf zu hauen zu versuchen. Immer und immer wieder hieb sie damit zu, während ich das Spiel mit meinem Fuß blockierte. Irgendwann fragte ich mich, wie lange sie dieses sinnlose Verhalten wohl noch durchziehen würde. Sie traf mit der Tür ja eh nur meinen Schuh, der sie immer wieder leise quietschend stoppte. Ungerührt wartete ich ab. War die doof? Was machte sie denn da? Was sollte das? Was wollte sie denn damit erreichen? Von so viel Dumm,- und Borniertheit fasziniert, ließ ich es einfach weiterhin geschehen. Als sie zum fünften Mal ausholte, um mir wieder die Türe vor den Leib zu stoßen zu versuchen, streckte ich meinen Arm aus und hielt sie fest. Dann machte ich einen weiten Schritt nach vorn, erhob den Zeigefinger drohend und flüsterte:
<< Hör auf. >>
Ultimativ sofort ließ sie von ihrem Tun ab.
Mit klopfendem Herzen ging ich in mein Zimmer.
1 (der Telefonapparat verfügte über einen Lautsprecher)
2 (die nicht abgeschlossen werden konnten)
3 (eigentlich überhaupt nicht)